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Deutsche Islamkonferenz soll "praktischer" werden

Der deutsche Innenminister Tho­mas de Maiziere (CDU) will die Islamkonfe­renz durch mehr Praxisnähe an den Alltag heranführen. Nach der Dialogphase "wollen wir die Islamkonferenz praktischer machen und raus auf die Straße, in die Schulen, in die Moscheen und an die Küchentische", kündigte de Maizière am Montag in Berlin nach dem ersten DIK-Plenum unter seiner Leitung an. Der Streit um die Absage des Zentralrats der Muslime schien beigelegt.

Die Integration des Islam und der Glaubensmuslime habe im wesentlichen zwei Aspekte, sagte de Maiziere: einen im Religionsverfassungsrecht wurzelnden strukturellen und einen gesellschaftlichen Aspekt. Der erste betreffe vor allem Fragen der Etablierung eines Islam-Bekenntnisunterichts an Schulen und islamischer Hochschultheologie. Bei der gesellschaftlichen Integration steht etwa die Gleichberechtigung von Musliminnen und Muslimen im Fokus.

Um den Praxisbezug zu gewährleisten hätten die Teilnehmer der Plenarsitzung einen Fahrplan für die nächsten Jahre beschlossen. De Maiziere sprach von einem “Novum”. Konkret nannte der Minister drei Schwerpunktbereiche: Die Entwicklung von Modellkonzepten für die Aus- und Fortbildung von Imamen an Hochschulen als Teil einer institutionalisierten Projektarbeit der DIK. Ziel sei ein bundesweites Modell, zu dem die Islamkonferenz beitragen will. Weitere Schwerpunkte seien die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und die Prävention von Extremismus und Radikalisierung, sagte de Maiziere. Wichtig sei es, zwischen Islam und Islamismus klar zu trennen.

Der Bürgermeister von Nürnberg, Ulrich Maly (SPD), und die Vertreter der Muslime mahnten sprachliche Genauigkeit an. Nicht zuletzt sprachlich sei darauf zu achten, “wie wir uns einigen, wie verschieden wir sein wollen”, sagte Maly als kommunaler Vertreter.

Zur Geschlechtergerechtigkeit will das deutsche Innenministerium eine Studie in Auftrag geben, deren Ergebnisse spätestens Anfang kommenden Jahres vorliegen sollen. Die Studie soll im Kern der Frage nachgehen, inwieweit Geschlechtergerechtigkeit soziale, kulturelle oder religiöse Ursachen hat. Dabei geht es um innerfamiliäre Probleme wie Zwangsverheiratung und Kopftuch, aber auch um gesellschaftliche wie Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt.

Der Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), sprach sich unter Verweis auf Forderungen der christlichen Kirchen beim Ökumenischen Kirchentag in München dafür aus, dass “auch der Islam im öffentlichen Raum vertreten sein soll”. Muslimische Verbände fordern die Anerkennung als Religionsgemeinschaft, die Ländersache ist. Sie ist Voraussetzung für die Verantwortung von bekenntnisorientiertem Religionsunterricht an Schulen.

Den Streit um die Absage des Zentralrats der Muslime (ZMD) bezeichnete de Maiziere als “beigelegt”. Auch der Vorsitzende der mit dem ZMD im Koordinierungsrat zusammengeschlossenen Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Ali Dere, spielte den Konflikt herunter. Die zusätzliche Nominierung von zwei weiteren Verbänden, dem Zentralrat der Marokkaner und der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken, habe eine “verbreiterte Basis ermöglicht”.

Hintergrund der Absage des ZMD war ein Streit um die personelle und inhaltliche Neuausrichtung der Islamkonferenz. De Maiziere hatte den Islamrat von der Konferenz ausgeladen, weil gegen die vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation Milli Görüs als größtes Einzelmitglied des Islamrats Ermittlungen laufen.

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