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Deutsche Geisel in Algerien gestorben

Eine der in Algerien verschleppten deutschen Geiseln ist nach einem Bericht der ARD gestorben. Das meldete der deutsche Sender am Dienstag aus Berlin.

Die Mutter von zwei Kindern sei an den Folgen der Strapazen bereits während des Aufenthaltes in Algerien gestorben. Die Angehörigen seien am Dienstagvormittag vom Auswärtigen Amt informiert worden. Die Leiche der Frau sei wahrscheinlich von den Entführern in der Wüste begraben worden.

Wie die ARD weiter berichtete, gehen die Sicherheitsbehörden fest davon aus, dass sich die Geiseln in Mali befinden. Damit wurde Meldungen algerischer Medien widersprochen, wonach sich die Entführer und Geiseln weiterhin auf algerischem Boden befänden, wo den Entführern im Falle der Geisel-Freilassung freies Geleit zugesichert worden sei.

Die Urlauber waren zwischen Mitte Februar und Mitte März in der algerischen Sahara verschleppt worden. Von den insgesamt 32 europäischen Touristen wurden im Mai 17, darunter zehn Österreicher, durch die algerische Armee befreit. Zehn Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer waren danach noch in der Gewalt der Entführer. Die Regierung in Algier macht die islamistische Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) für die Entführung verantwortlich. Der Gruppe werden Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida nachgesagt.


CHRONIK

Das Schicksal der Sahara-Urlauber in Algerien hält Politiker, Diplomaten und Angehörige seit fünf Monaten in Atem. Insgesamt waren 32 Touristen entführt worden, unter ihnen 16 Deutsche, 10 Österreicher, 4 Schweizer, 1 Niederländer und 1 Schwede. Bei einer Befreiungsaktion am 13. Mai wurden 17 Geiseln befreit.

22./23. Februar: Letzte Kontakte im Süden des Landes bei Illizi zu drei Reisegruppen mit insgesamt elf Touristen, davon sechs Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer.

10. März: Die erste Gruppe wird als vermisst gemeldet. Die deutsche Botschaft in Algier wird eingeschaltet.

17. März: Die zweite und dritte Gruppe werden als vermisst gemeldet. Letzter Kontakt zur vierten Reisegruppe aus sechs Personen.

30. März: Die vierte Gruppe, fünf Deutsche und ein Schwede, wird als vermisst gemeldet.

2. April: Die fünfte Gruppe, vier Deutsche, als vermisst gemeldet.

4. April: Der sechste Fall: Das Außenministerium in Wien sucht nach acht Österreichern.

6. April: Beamte des deutschen Bundeskriminalamts und GSG-9-Spezialkräfte des Bundesgrenzschutzes werden nach Algerien geschickt.

8. April: Der deutsche Innenminister Otto Schily reist nach Algerien.

11. April: Fall sieben: Zwei weitere österreichische Bergsteiger in der algerischen Sahara verschwunden.

13. April: Wiens Außenministerium hat Belege, dass die Vermissten zumindest am 8. April noch lebten. Ihr Aufenthaltsort sei unbekannt.

4. Mai: Algier bestätigt erstmals, dass die Touristen leben.

7. Mai: Die Suchmannschaft ist auf 5.000 Soldaten angewachsen.

10. Mai: Medienberichten zufolge liegen Lösegeldforderungen in Millionenhöhe vor.

12. Mai: Der deutsche Außenminister Joschka Fischer trifft zu Gesprächen in Algier ein. Aus deutschen Delegationskreisen wird bekannt, dass ein weiterer Deutscher vermisst wird.

13. Mai: 17 von 32 Geiseln, darunter die zehn Österreicher, werden bei einer gewaltsamen Militäraktion nahe Amguid westlich von Illizi unversehrt befreit. Mehrere Geiselnehmer werden dabei getötet. Sie gehörten zur Terrorgruppe GSPC. 15 weitere Geiseln bleiben andernorts in Hand der Entführer.

15. Mai: Algerische Medien berichten, dass die 15 in der Bergregion von Tamelrik etwa 150 Kilometer von Illizi von der GSPC gefangen gehalten werden. Mehrfach gibt es nun auch Berichte über neue Lösegeldverhandlungen.

19. Mai: Nach zunächst unbestätigten Medienberichten soll es eine Militäraktion zur Befreiung der verbliebenen 15 Geiseln gegeben haben. Nach stundenlanger Ungewissheit wird eine Befreiung der Sahara-Touristen offiziell dementiert.

11. Juni: Wie bekannt wird, sind zwei algerische Soldaten bei dem Versuch gestorben, den in der Sahara entdeckten Geländewagen der vermissten Schweizer zu bergen. Der Toyota war mit Sprengstoff präpariert.

8. Juli: Nach unbestätigten algerischen Medienberichten wollen Deutschland, die Schweiz und die Niederlande den Entführern bis zu 20 Millionen Euro für die Freilassung der Europäer bezahlen.

17. Juli: Unter Berufung auf algerische Militärkreise berichten Medien in Algier, die Armee habe den Geiselnehmern per abgeworfenen Flugblättern freies Geleit zugesichert.

18. Juli: Die Vermissten befinden sich nach ZDF-Informationen ebenso wie ihre Entführer in den Bergen im Norden Malis.

22. Juli: Der deutsche Außen-Staatssekretär Jürgen Chrobog reist zu Regierungsgesprächen in der Hauptstadt Malis, Bamako.

27. Juli: Nach Angaben der schweizerischen Regierung sind zehn Beamte der Regierungen Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande zu Gesprächen in Mali. Doch die Spekulationen nehmen kein Ende, nach denen die vermissten zehn Deutsche, vier Schweizer und der Niederländer vielleicht aber doch noch in Algerien sind.

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