Insgesamt sind 62,2 Millionen Bürger zur Stimmabgabe aufgerufen. Um die rund 600 Abgeordnetensitze im Bundestag konkurrieren 3.556 Bewerber von insgesamt 28 Parteien. Chancen auf einen Einzug ins Parlament haben laut Umfragen nur die dort bereits vertretenen fünf Gruppierungen: CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne und Linksfraktion. CDU-Chefin Merkel regiert seit 2005 in einer Koalition mit der SPD.
Die Parteien buhlen bis zur letzten Minute vor allem um die große Zahl unentschlossener Wähler. In Umfragen heißt es, dass 30 Prozent der Wahlberechtigten noch nicht wüssten, wem sie ihre Stimme geben wollen. Das macht Prognosen zum Ausgang schwer. 2005 hatte ein Umschwung in letzter Minute die SPD überraschend stark abschneiden lassen. Die Umfrageinstitute lagen kräftig daneben.
In den jüngsten Erhebungen kommen CDU/CSU auf 35 bis 36 Prozent, die SPD würde 23 Prozent erreichen. Die FDP käme auf 14 bis 15 Prozent. Die Grünen und die Linke landen jeweils bei etwa 11 Prozent. Damit würde es derzeit knapp für “Schwarz-Gelb” (CDU/CSU-FDP) reichen.
Trotz der historischen Wirtschafts- und Finanzkrise verlief der Wahlkampf bisher vergleichsweise zahm. Themen wie die sogenannte Dienstwagen-Affäre der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und ein umstrittene Essen im Kanzleramt für den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, interessierten oft mehr als die Diskussion über die besten Konzepte zur Krisenbewältigung. Auch die Debatte über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr spielte bisher eine eher geringe Wahlkampf-Rolle.
SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier warf Bundeskanzlerin Angela Merkel wiederholt vor, die Wähler über ihre Absichten im Unklaren zu lassen. “Nur auf roten Teppichen flanieren – das ist auf Dauer zu wenig.” Merkel bekräftigte trotz Kritik auch aus den eigenen Reihen, bei einem zurückhaltenden Wahlkampfstil bleiben zu wollen. Das erste und einzige TV-Duell zwischen den beiden endete unentschieden.
Zuletzt wurde der Wettstreit der Parteien vom Ausgang der Landtagswahlen in Sachsen, dem Saarland und Thüringen geprägt, wo es bis auf Sachsen nicht für Schwarz-Gelb reicht. Im Saarland kann es zur ersten Regierungsbeteiligung der Linken in Westdeutschland kommen. Die SPD-Spitze schließt ein Bündnis mit den Linken im Bund nach der Wahl am 27. September kategorisch aus.
Nach zum Teil höheren Wahlbeteiligungen bei den jüngsten Landtagswahlen wird gehofft, dass auch im Bund der Trend zu einer immer geringeren Beteiligung gestoppt werden kann. Die Rekordmarke lag 1972 bei 91,1 Prozent, 2005 waren es nur noch 77,7 Prozent.