Bandion-Ortner befand sich allerdings auf Tauchstation – sie hatte sich mit dem umfangreichen BAWAG-Akt in einem Zimmer neben dem Großen Schwurgerichtssaal eingesperrt, wo sie einer Schriftführerin die BAWAG-Urteile diktierte.
Bis zur Angelobung der neuen Bundesregierung am kommenden Dienstag will Bandion-Ortner die schriftliche Urteilsausfertigung abgeschlossen haben. Bis dahin will die designierte Justizministerin auch keine Interviews geben. “Sie lässt sich nicht ablenken. Sie sitzt diszipliniert über den Urteilen und diktiert und diktiert”, wusste Gerichtssprecher Christian Gneist zu berichten.
Im Haus selbst sei wieder Ruhe eingekehrt, nachdem der Montag recht hektisch verlaufen war, wie Gneist erläuterte. Das Präsidium war am Wochenende von Bandion-Ortners Karriereplänen informiert worden. Umgehend wurden organisatorische Maßnahmen veranlasst, um der Noch-Richterin die raschestmögliche Fertigstellung der BAWAG-Urteile zu ermöglichen. Zusätzlich muss der mit Bandion-Ortners Abgang vakant gewordene Planposten in der Wirtschaftsabteilung nachbesetzt werden. “Da kann man nicht lange zuwarten, da diese Abteilung personell unterbesetzt ist”, sagte Gneist.
Zur Telefonistin degradiert dürfte sich die junge Rechtspraktikantin fühlen, die Bandion-Ortner dienstzugeteilt wurde. Das Telefon läute permanent, ständig klopfe es an der Tür, verriet die im Büro der BAWAG-Richterin die Stellung haltende Juristin der APA: “Alle wollen mit ihr sprechen.” Vor allem Anwälte würden sich nach dem Verbleib und dem Befinden der Ministerin in spe erkundigen. Wenigstens müsse sie keine Geschenke entgegennehmen, scherzte die Rechtspraktikantin.
Das könnte sich ändern: Bandion-Ortner feiert am kommenden Sonntag ihren 42. Geburtstag.