Derbysieg: Nun träumt die Austria vom Titel!

Die Austria startete im ausverkauften Horr-Stadion bissiger ins Spiel, übernahm gleich das Kommando und ging mit der ersten großen Chance in Führung: Florian Klein ließ auf rechts Veli Kavlak stehen und brachte einen Stanglpass zur Mitte, den der ungedeckte Tomas Jun nur noch über die Linie drücken musste (9.).
Die Austria blieb das gefälligere Team: Mit schnellen Kombinationen brachten die Violetten die grünweiße Defensive ein ums andere Mal in Unordnung, zwingende Gelegenheiten sprangen aber nicht heraus. Erst nach etwa 20 Minuten fanden die Hütteldorfer in die Partie und erarbeiteten sich ein Übergewicht.
Mit einer Glanzparade bewahrte Goalie Heinz Lindner die Austria bei einem von Hannes Eder abgefälschten Heikkinen-Fernschuss vor dem Ausgleich (39.). Bester Mann auf dem Platz war in der ersten Halbzeit Schiedsrichter Thomas Gangl, der in seinem ersten Derby mit ruhiger Gangart die Hektik aus dem Spiel nahm und – selten für ein grün-violettes Duell – dabei ganz ohne Karte auskam.
Die Austria kam besser aus den Kabinen, nach einer weiten Flanke von Liendl schickte Jun seine Direktabnahme aber in den zweiten Rang des Austria-Fansektors. In der Folge diktierte wieder Rapid das Spielgeschehen, Kavlaks Direktversuch aus etwa elf Metern nach Hofmann-Hereingabe ging nur knapp über das Tor (66.). Kurz darauf versuchte es Hofmann aus 20 Metern selbst, Lindner drehte den Ball über die Latte (72.). Der Druck der Gäste wurde zusehends größer.
Die Violetten blieben in gelegentlichen Kontern gefährlich: Zlatko Junuzovic schloss einen davon mit einem Schuss ins lange Eck ab, Raimund Hedl parierte (75.). Die letzte Chance für Rapid vergab kurz vor Schluss Jelavic: Der Kroate traf mit seinem technisch feinen Heber nur die Latte.
Letztlich feierten die Austria-Minimalisten (erneut ein 1:0-Erfolg – der elfte in der laufenden Saison!) einen nicht unglücklichen Derbysieg und überholten damit den Erzrivalen aus Hütteldorf in der Tabelle. Die Violetten verkürzten den Abstand auf Tabellenführer Salzburg auf vier Punkte und könnten im direkten Duell mit den Bullen in der nächsten Runde bis auf einen Punkt an die Mozartstädter heranrücken. Für Rapid ist der Meisterzug abgefahren, auf die Salzburger fehlen den Grünweißen vor den letzten beiden Runden sechs Punkte.
Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): “Heute wäre viel möglich gewesen. Mit dieser Niederlage hat sich die Meisterschaft erledigt, wir sind sehr enttäuscht. Wir haben verloren, weil wir kein Tor gemacht haben.”
Heinz Lindner (Austria-Tormann): “Dieser Derbysieg hat sich abgezeichnet, denn wir sind in Topform. Es ist super, dass wir diese Form auch gegen Rapid zeigen konnten. Wir haben verdient gewonnen. Die zahlreichen 1:0-Siege zeigen, dass wir eine abgeklärte Mannschaft sind. Ich darf hier bei der Austria den geilsten Job der Welt machen, und dafür bin ich froh und dankbar. In Salzburg wird es ein sehr interessantes Spiel geben. Wenn wir die Form mitnehmen, können wir auch dort ein super Ergebnis machen. Wir schauen step by step.”
Joachim Standfest (Austria-Kapitän): “Es war ein sehr wichtiges Spiel für uns. Wir wollten den Grundstein legen, um vor Rapid zu sein, das ist uns gelungen. Wir haben enorme Leidenschaft gezeigt, jeder ist über die Grenzen gegangen, auch wenn spielerisch nicht alles gelungen ist. Salzburg kann sich warm anziehen, wir haben enormes Selbstvertrauen und sind ewig lange ungeschlagen. Der Titel liegt nicht in unserer Händen, aber wir werden alles tun.”
Karl Daxbacher (Austria-Trainer): “Wir haben sehr gut ins Spiel gefunden, 90 Prozent des 1:0 gehören Klein. Nach der Führung waren wir noch 15 Minuten sehr gut, dann habe wir zu viele Ballfehler und Rapid stark gemacht. Qualität und Passspiel sind immer schlechter geworden, die Leidenschaft war aber über die gesamte Distanz da. Wir haben die Meisterschaft wieder interessant gemacht, der Titel ist für uns rechnerisch möglich. Wenn wir noch zweimal 1:0 gewinnen, dann haben wir die Möglichkeit.”
Peter Pacult (Rapid-Trainer): “Wir haben sehr großen Aufwand betrieben, aber aus unseren vielen guten Chancen leider kein Tor gemacht. Ich bin enttäuscht, weil die Mannschaft eine sehr gute Leistung gebracht hat, 60 Prozent Ballbesitz und fast doppelt so viele Torschüsse hatte. Leider hat es nicht geklappt. Unser Ziel ist Rang zwei, nach 36 Runden werden wir mehr wissen.”
tipp3-Bundesliga – 34. Runde:
FK Austria Wien – SK Rapid Wien 1:0 (1:0)
Wien, Franz Horr Stadion, 13.500 (ausverkauft), SR Gangl
Tor: 1:0 ( 9.) Jun
Austria: Lindner – Standfest, Dragovic, Ortlechner, Suttner – Klein, Baumgartlinger, Junuzovic, Liendl (69. Vorisek) – Linz (73. Schumacher), Jun (88. Hattenberger)
Rapid: Hedl – Dober, Eder, Soma, Thonhofer – Hofmann, Kulovits (85. Salihi), Boskovic (56. Drazan), Heikkinen, Kavlak (69. Konrad) – Jelavic
Gelbe Karten: Suttner bzw. Thonhofer, Dober
Die besten Spieler: Dragovic, Junuzovic, Klein, Lindner bzw. Kavlak, Jelavic
Martin Ucik / Vienna Online