Die erste dieser Leitungen wurde bereits 1873 eröffnet, die zweite folgte 1910. 120 Kilometer führt die erste Hochquellenleitung ihr Wasser vom Schneeberg, der Rax und der Schneealpe nach Wien. Die zweite holt ihre Fracht vom Gebirgsstock des Hochschwab und führt sie in 36 Stunden 180 Kilometer weit bis in die Bundeshauptstadt. Auf einer Fläche von über 600 Quadratkilometern erstrecken sich die beiden Quellgebiete und sind damit deutlich größer als das Mutterland Wien mit 415 Quadratkilometern.
Von diesen Gebieten gelangt das Wasser über Stollen im natürlichen Gefälle in die Hauptstadt. Dort angekommen wird die kühle Fracht über Hochbehälter in das städtische Rohrnetz eingespeist. Dieses Wasserleitungsnetz verzweigt sich auf über 3.273 Kilometer.
Der Bau der ersten Hochquellenleitung wurde bereits 1864 im Wiener Gemeinderat beschlossen, um die Trinkwasserversorgung auch für die wachsenden Vorstädte zu sichern und zu verbessern. Eröffnet wurde sie nach dreijähriger Bauzeit am 24. Oktober 1873 mit der Inbetriebnahme des Hochstrahlbrunnens am Schwarzenbergplatz. Bereits 1888 waren über 90 Prozent der Häuser an die neue Leitung angeschlossen.
Die Eingemeindung der Vororte machte aber im Laufe der Zeit den Bau einer weiteren Leitung notwendig. Über 100 Aquädukte mussten man zur Überquerung von Flüssen und Tälern errichten, bevor die zweite Hochquellenleitung am 2. Dezember 1910 eröffnet werden konnte. Die Politik war damals davon ausgegangen, dass Wien auf rund vier Millionen Einwohner anwachsen werde, was bekanntermaßen nicht eintrat. Dennoch erwies sich die zweite Leitung als äußerst notwendig – was wuchs war nicht die Bevölkerung, sondern der Wasserverbrauch.