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Der Weltmeister bleibt der EM erhalten

Die Stimmung war erstmals prächtig, als Italiens hoch dotierte und prominente EM-Fußballer noch in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch die "Heimreise" nach Baden antraten.

Mit dem 2:0 im Zürcher Letzigrund-Stadion gegen seinen Vize Frankreich und dem gleichzeitigen 2:0 der niederländischen B-Auswahl in Bern gegen Rumänien rettete sich der Weltmeister noch ins Viertelfinale, in dem am Sonntag (20.45 Uhr) im Wiener Happel-Stadion Wien Spanien der Gegner sein wird.

Kein Wunder, dass sich Präsident, Teamchef und Spieler von einer riesengroßen Last befreit fühlten. Ein Scheitern schon in der Gruppenphase hätte der von vielen als erstem Titelanwärter eingestuften Squadra Azzurra in der Heimat Spott, Hohn und scharfe Kritik eingetragen und Roberto Donadoni wohl seinen Job als Commissario Tecnico gekostet. So beendeten die Italiener aber die sogenannte “Hammer-Gruppe” C hinter den makellosen Niederländern (9 Punkte/9:1 Tore) mit vier Zählern und dem negativen Torverhältnis von 3:4 vor den Rumänen (2 Punkte) und Frankreich (1) auf Rang zwei.

Daher sprach auch Donadoni von einem großen, wichtigen Sieg in diesem “anderen Finale”, den er eigentlich aufgrund der harten Arbeit in der Vorbereitung und in der Südstadt – so sagt er jedenfalls – auch erwartet hatte. “Ich hatte immer Vertrauen zu meinen Burschen, dass sie es schaffen werden “, meinte der CT in der Pressekonferenz unmittelbar nach dem Match, “in dem wir diesmal auch etwas Glück hatten”.

Das Glück der diesmal ganz in Weiß angetretenen Azzurri war das Pech der “Bleus”, denn mit Franck Ribery verloren die Franzosen schon nach sieben Minuten ihren torgefährlichen Spielmacher durch eine schwerere Beinverletzung, die wohl auch beim FC Bayern München mit Sorge registriert wurde. Obendrein flog Thuram-Ersatz Eric Abidal nach einer Notbremse im Strafraum an Luca Toni in der 24. Minute mit “rot” vom Platz und Andrea Pirlo jagte den Elfer zu seinem siebenten Länderspieltor in die linke Kreuzecke.

Die Italiener versäumten es bis zur Pause trotz einiger guter Möglichkeiten (vor allem für Luca Toni, Stangenschuss von Grosso) die Führung auszubauen und kamen nach der Pause auch gegen zehn Mann einige Male in Bedrängnis. “Diese Phase zeigt, dass wir daran arbeiten müssen”, meinte der Teamchef, der allerdings auch Verständnis für die Zurückhaltung seiner Schützlinge (“es war schließlich ein sehr wichtiges Spiel”) zeigte. Daniele de Rossi, der zum Mann des Spiels gewählt wurde, erlöste die Squadra mit einem von Henry abgefälschten Freistoß in der 62. Minute zum 2:0. Es war der 18. Erfolg der Italiener gegen die Franzosen im 36. Länderspiel und der erste Sieg (ohne Elferschießen) seit der WM 1978.

Zum Zeitpunkt des zweiten Tores befand sich die Letzigrund-Arena nur noch in permanenter Jubelstimmung. Die vielen tausenden von Tifosi, wie ihre Kicker gegen Henry und Co auch Sieger gegen die zahlreichen französischen Schlachtenbummler, hatten kurz vorher das ferne 1:0 der Oranjes gegen die Rumänen lautstark gefeiert. Donadoni behauptete, er hätte nie Zweifel gehabt, dass die Niederländer die Partie nicht ernst genug nehmen könnten. “Sie sind doch Profis, haben Ehrgeiz, lieben ihren Job und den Fußball”, so Dondoni, der zwar bedauert, dass Pirlo und Gattuso die zweite Gelbe erhielten und deshalb gegen Spanien gesperrt sind, aber doch durch Leute wie Camoranesi, Ambrosini oder Aquilani ersetzt werden können.

Pirlo ärgerte sich über die Gelbe (“völlig unnötig und zu vermeiden”), zeigt aber dann Optimismus: “Ich freue mich schon auf das Halbfinale. Und Dank an die Niederländer.” Diesem Dank schloss sich auch Toni an, den Donadoni trotz der vergebenen Chancen extra lobte. “Der Druck war enorm”, meinte der Bayern-Torjäger mit Ladehemmung bei der EM. Verbandspräsident Giancarlo Abete sprach von großem Spiel und großem Sieg und bedankte sich auch beim Trainerteam.

Den nächsten Gegner charakterisiert Donadoni nur kurz und allgemein. “Ein starkes Team, das haben die Spanier heuer schon beim 1:0 gegen uns bewiesen.” Das findet auch Fabio Cannavaro, der nicht nur die Real-Spieler im 23-Mann-Aufgebot kennt und mit ihnen auch befreundet ist. “Wir haben dennoch Chancen”, meint der verletzte Kapitän.

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