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Der Wein und der Wind - Trailer und Kritik zum Film

Mit seinem Kultfilm "L'auberge espagnole" prägte Cedric Klapisch das Bild von Erfahrungen, wie sie junge Menschen nur in der Fremde machen. In seinem neuen Film "Der Wein und der Wind" kehrt ein Franzose nach Jahren der Funkstille auf das Familienweingut zurück - und fühlt sich zwischen eigenen Wurzeln und eigenem Weg hin- und hergerissen. Nun startet das charmante Familiendrama im Kino.

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Jean (Pio Marmai) das elterliche Gut im französischen Weinbaugebiet Burgund (Bourgogne) verlassen hat; fast fünf, seit er sich bei seiner Familie nicht mehr gemeldet hat. In seiner Abwesenheit hat seine jüngere Schwester Juliette (Ana Girardot) an der Seite des Vaters zentrale Aufgaben auf dem Gut übernommen und der Jüngste, Jeremie (Francois Civil), in die benachbarte Winzerfamilie eingeheiratet. Als der Vater im Sterben liegt, kehrt der 30-jährige Jean zurück, um sich zu verabschieden, aber auch, um seinen Geschwistern bei der bevorstehenden Weinlese unter die Arme zu greifen.

Der Wein und der Wind – Die Handlung

Als das Weingut den Dreien zu gleichen Teilen vererbt wird, stellt sich die Frage, ob und wie dieses weitergeführt werden soll. Über ein Erntejahr und vier Jahreszeiten hinweg, beobachten wir den Entstehungsprozess des berühmten Burgunders einerseits und die Entscheidungsfindung unter den Geschwistern andererseits: Jean hat sich in Australien mit einer Winzerin und einem gemeinsamen Sohn eigentlich ein eigenes, wenn auch nicht konfliktfreies Leben aufgebaut. Juliette fragt sich, ob sie der Position als Nachfolge ihres Vaters mit Ende 20 gewachsen ist. Und Jeremie wird von seinem herablassenden Schwiegervater unter Druck gesetzt, mehr Verantwortung in dessen Betrieb zu übernehmen.

Cedric Klapisch lässt sich viel Zeit für seine Erzählung, die ernster und bedächtiger ausfällt als seine Komödienreihe, die ihn von Barcelona (“L’auberge espagnole”) über Paris (“Paris”) nach St. Petersburg (“Les pupees russes”) führte. Detailliert und sinnlich führt er bei seinem ersten im ländlichen Raum angesiedelten Film den vielschichtigen Prozess des Weinbaus vor Augen – von den Saisonarbeitern, die zur Erntezeit zwischen den Weinstöcken wuseln, bis zur Flaschenabfüllung Monate später. Berührend ist das lange Ringen der Geschwister um eine Lösung, die die Familientradition ehrt, sie aber in ihrer eigenen Lebensgestaltung nicht einschränkt. Eingestreut sind assoziative Rückblenden auf Momente, in denen Jean, Juliette und Jeremie mit Blindverkostung, Traubenstampfen und Traktorfahren von ihren Eltern in die Geheimnisse des Weinbaus eingeführt wurden.

Der Wein und der Wind – Die Kritik

Die Idee, einen Film über Wein zu drehen und dabei über Familie zu erzählen, lag für den französischen Regisseur auf der Hand, wie er im Presseheft erzählt: “Wein steht für mich für meinen Vater. Er trinkt praktisch nur Burgunder.” Das Drehbuch schrieb Klapisch mit seinem Jugendfreund, dem Weinkenner Santiago Amigorena; gedreht wurde im Zeitraum eines Jahres am Weingut des französischen Schauspielers Jean-Marc Roulot.

“Der Wein und der Wind” hat etwas Meditatives, wenn man sich auf ihn einlässt. Der Fokus wandert im Verlauf der knapp zwei Stunden zwischen den Charakteren, sodass sich jeder Zuseher irgendwo wiederfinden wird. Der Druck und der Sexismus, aber auch die Isolation, mit der eine junge Frau in Führungsposition in einem männerdominierten Umfeld konfrontiert ist, wird ebenso gut herausgearbeitet wie die von Vorwürfen und Kränkungen geprägte Geschwisterdynamik, deren Grundstein schon früh gelegt wird. So wurde Jean als Ältestem schon immer (zu) viel Verantwortung aufgebürdet, Juliette als Papas Liebling gefördert und Jeremie als Jüngster unterschätzt und überbeschützt. Die drei herausragenden Schauspieler lassen in unterschiedlicher Intensität spüren, was da in ihnen brodelt; man möchte ihnen noch viel länger zusehen, am liebsten in einer eigenen Serie. Für den Anfang ist “Der Wein und der Wind” angenehm unaufgeregtes, unterhaltsames Sommerkino – und eine wunderschön bebilderte Hommage an die Zunft der Winzer.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Der Wein und der Wind”

(APA)

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