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Der Vorhang hebt sich in Cannes

Roter Teppich für die Kinowelt in Cannes: Die Internationalen Filmfestspiele sind in ihre 58. Saison gestartet. Präsident der Jury ist in diesem Jahr der serbische Regisseur Kusturica ("Underworld").

Bis zum 22. Mai tummeln sich Hunderte von Stars, Zehntausende Fachbesucher und mehr als 200.000 Fans in der südfranzösischen Stadt. Gleich zur Eröffnung setzte der Wettbewerb um die Goldene Palme mit dem französischen Film „Lemming“ von Dominik Moll auf subtile Spannung à la Hitchcock. Offiziell eröffnet werden die Festspiele mit einer Gala unter Moderation der belgischen Schauspielerin Cécile de France. Die hartnäckigsten unter den Festival-Fans standen schon am späten Abend vor der Eröffnungsgala bereit, um ihre Trittleitern und Klappstühle für die folgenden zwölf Tage an den frisch in den Asphalt geschraubten Absperrgittern anzuschließen. Sie warten auf Stars. Und die zeigen sich in diesem Jahr wieder gern in Cannes.

Schaulaufen an der Croisette

Aus Hollywood kommen Bruce Willis und Sharon Stone, Scarlett Johansson, Penelope Cruz, Woody Allen, Benecio del Toro, Bill Murray oder Kevin Bacon. Der Jury, die jeden Abend die Stufen zum Palais erschreitet, verleiht unter anderem Salma Hayek Sex-Appeal und Glamour. Neben den Regisseuren Emir Kusturica und Fatih Akin wird in der Runde der Juroren auch die sonst eher scheue amerikanische Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison im Blitzlicht stehen. Sie bringe ihr „unfehlbares Urteil und Enthusiasmus“ ein, meinte Morrison am Mittwochnachmittag.

Hayek als Jurymitglied

Die schöne Salma Hayek versprach, die 21 Wettbewerbsbeiträge mit einem „jungfräulichen Auge“ zu betrachten. Kusturica scheint seine Aufgabe als Jury-Präsident äußerst ernst zu nehmen. „Ich will eine gute Mutter des Festivals sein“, sagte er zur Eröffnung des Förderprogramms „Atelier“. Und ließ gleich pädagogische Grundsätze folgen: Die Filmkunst stehe heute unter einem enormen Druck durch Kommerzialisierung und Globalisierung, meinte der zweifache Palmen-Gewinner („Underworld“) aus Serbien.

„Wir müssen Cannes helfen, diese Kunst zu verteidigen. Dann wird die Welt ein bisschen besser und das Leben schöner.“ Und so brach auch die britische Schauspielerin Charlotte Rampling eine Lanze für das europäische Kino, während riesige Plakate vor allem für aktuelle Hollywood-Produktionen warben: „Ein paar Runzeln und ein etwas andersartiges Aussehen sind kein wirklicher Grund, jemanden ins Abseits zu stellen – und das haben sie in Europa Gott sei Dank verstanden“, sagte die 60-Jährige, die eine Hauptrolle im Eröffnungsfilm „Lemming“ spielt, in dem die Charaktere nur ein trügerisch schönes Leben führen.

Eröffnungsfilm “Lemming”

In dem Ehedrama, das die langsame Entwicklung eines guten Psychothrillers mit einem Hauch überirdischer Fantasie verbindet, bricht der Alltag eines jungen Paares (Charlotte Gainsbourg und Laurent Lucas) nach einem katastrophalen Abendessen mit dem Chef und seiner Frau jäh zusammen. Die großartig mysteriöse Charlotte Rampling spielt die verbitterte Industriellen-Gattin, die sich an ihrem permanent untreuen Mann (André Dussollier) rächen will. Sie bringt sich am Tag nach dem Essen im Haus der freundlichen Gastgeber um und löst damit eine Welle von Zweifeln, Ängsten und zunehmendem Kontrollverlust aus.

Den ersten Großeinsatz absolvieren die Cineasten an der Cûte d’Azur morgen, Donnerstag. Woody Allen zeigt außer Konkurrenz seinen neuen Film „Match Point“ mit Scarlett Johansson. Der Amerikaner Gus Van Sant, der vor zwei Jahren den Wettbewerb gewonnen hat, geht mit „Last Days“ ins Rennen, einem Rock’n’Roll-Drama inspiriert vom Selbstmord des Musikers Kurt Cobain.

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