Gregoire (Louis-Do de Lencquesaing) hat eine Leidenschaft: Film. Um junge Regisseure zu fördern, gründete er einst seine eigene Produktionsfirma, verhalf Außenseitern zu Ruhm, verwirklichte Herzensprojekte und erreichte Ansehen bei Kollegen. Doch ebendiese leidenschaftliche, naive Aufopferung ist es, die ihn in den finanziellen Ruin stürzt: Bei der Bank hat er Schulden in Millionenhöhe, aktuelle Filmprojekte scheitern an größenwahnsinnigen Regisseuren, Budgetengpässen und Fehlkalkulationen.
“Sagt etwas Nettes, bevor ich auflege”, bittet er seine Frau Sylvia (Chiara Casselli) und seine drei Töchter bei einem der seltenen Telefonate. Doch wie es in ihm vorgeht, wissen sie nicht. “Alle bewundern dich, aber niemand hilft dir”, sagt ihm ein Freund über die Erbarmungslosigkeit der Branche, die ihn anerkennt, aber fallen lässt. “Ich brauche keine Hilfe”, sagt Gregoire – und erschießt sich wenige Tage später auf offener Straße.
“Warum hat er uns nicht gesagt, dass er so traurig war”, ist die fassungslose Reaktion seiner drei Töchter. Während die zwei Jüngsten es nach einiger Zeit schaffen, zu ihrer kindlichen Fröhlichkeit zurückzukehren, und Gregoires Witwe es sich zum Ziel macht, die angeschlagene Produktionsfirma ihres Mannes zu retten, rückt die pubertierende Clemence (Alice de Lencquesaing) in den Mittelpunkt der Erzählung. Sie teilt nicht nur Gregoires Leidenschaft für Film, sondern auch seine Nachdenklichkeit. Auf der Suche, ihren Vater besser zu verstehen, wühlt sie in dessen Vergangenheit und findet Trost in dem, das auch schon den Lebensinhalt ihres Vaters ausgemacht hat: Film.
Fast wie ein Bruch kommt das klischeebehaftete “Que sera, sera” nach einem größtenteils auf Musik verzichtenden, in ruhigen Szenen auflebenden Film am Ende daher. Und doch ist es der Blick in die Zukunft, der der Familie nach einer schweren Zeit hilft, voranzukommen. Mit der tragischen Wende in der Mitte des beinahe zweistündigen Films lässt Regisseurin Love, die für ihr Spielfilmdebüt “Tout est pardonne” zuletzt eine Periode in Wien drehte, sowohl dem Fall Gregoires als auch den Geschehnissen nach seinem Tod viel Raum. Brillant gespielt von den drei Hauptdarstellern und herzzerreißend ergänzt von den zwei fröhlichen Jungtalenten Alice Gautier und Manelle Driss, ist Love mit “Der Vater meiner Kinder” ein menschlicher, starker Film mit wunderschönen, bewegenden Momenten gelungen, frei von Pathos und Sentimentalität.
Ganz bewusst zeichnet sie keine Biografie von Humbert Balsan, sondern nimmt sich die Freiheit, Namen zu ändern und eigene Schlüsse zu ziehen. Und doch entdeckt man den großen Produzenten in der Hauptfigur wieder: Wenn er sich weigert, seinen Film-Katalog zu verkaufen, aus Angst, dass all seine Arbeit umsonst gewesen ist. Wenn er Regisseure aufgrund deren “Genies” verteidigt, obwohl sie ihn in den Ruin treiben. Und wenn er mit großen Augen einem jungen Regisseur erzählt, wie er zum Film gekommen ist, obwohl das Umfeld – er stammt aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie – ihn gerne woanders gesehen hätte. “Zu tun, was du nicht solltest, macht einsam”, zieht Gregoire den Schluss, “aber auch frei.” (APA)