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Der Vampir auf der Couch - Trailer und Kritik zum Film

Was, wenn man des Lebens überdrüssig, aber unsterblich ist? Man geht in Therapie, denkt sich auch Graf Geza von Közsnöm, der in David Ruehms Komödie "Der Vampir auf der Couch" bei niemand Geringerem als Sigmund Freud vorstellig wird.

Ab Freitag (19. Dezember) ist die im Wien der 1930er Jahre angesiedelte Vampir-Satire mit Tobias Moretti als Untoter mit Bissstörungen im Kino zu sehen. Selbstreflexion sei nicht seine Sache, sagt der mysteriöse Graf (Moretti) einmal, als er zu später Stunde bei Sigmund Freud (Karl Fischer) klopft. Er brauche dringend Hilfe, fühle sich alt und müde, denn: “Mir ist der Biss abhandengekommen.” Schuld daran: Seine lieblose, “endlos” andauernde Ehe zur Gräfin (Jeanette Hain), die – ihr Spiegelbild nicht sehend – ständig nach Komplimenten verlangt und ihm das Leben zur Hölle macht. Was Freud nicht weiß: Beim Grafenpaar handelt es sich um Vampire.

Der Vampir auf der Couch – Geschichte

Nicht die Gesprächstherapie, sondern eine Zufallsbegegnung lässt im Grafen neuen Lebenswillen aufkeimen: Auf einem von Freuds Mitarbeiter Viktor (Dominic Oley) gemalten Porträt meint er, seine große, “vor 100 Jahren verstorbene” Liebe Nadila wiederzuerkennen – und setzt alles daran, deren Reinkarnation, also Viktors Freundin Lucy (Cornelia Ivancan), für sich zu gewinnen. Die Gräfin soll währenddessen als Modell für Viktor abgelenkt werden – der Ehestreit aber lässt nicht lange auf sich warten.

Regisseur und Drehbuchautor David Ruehm spickt seine der Epoche angepasste, sehr langsame Erzählung mit zahlreichen Verweisen auf die Psychoanalyse und das Vampir-Genre. So bringt der österreichische Regisseur Jacques Lacans Spiegeltheorie mit dem augenscheinlichen Identitätsproblemen von Vampiren in Verbindung, lässt Freud im Jahr 1900 – dem Jahr nach Freuds Begründung der modernen Traumdeutung – abgelaufene Schlaftabletten schlucken und des Grafen Blutnahrung in Fläschchen abpacken. Schön auch: Während die Gräfin sich partout nicht im Spiegel sehen kann, wünscht sich Lucy nichts anderes, als von ihrem Verlobten so gesehen zu werden, wie sie tatsächlich ist – malt der sie doch stattdessen bevorzugt blond und verführerisch.

Der Vampir auf der Couch  – Kritik

Mit genreüblichen Effekten wird sparsam umgegangen – nur selten spritzt Blut, allein beim über der Couch schwebenden Grafen scheint in der Postproduktion nachgeholfen worden zu sein. Düsteres Schloss, spitze Eckzähne und Sargbetten fehlen dennoch nicht in der handelsüblichen Ausstattung. Zu großen Teilen in den mittlerweile aufgelassenen Rosenhügelstudios in Wien gedreht, erscheint “Der Vampir auf der Couch” bewusst künstlich: Kameramann Martin Gschlacht taucht das Geschehen im wie ausgestorbenen Wien der 30er Jahre in satte Farben und fahles Licht; allein bei der Musik von Beat Soler wäre weniger mehr gewesen.

Moretti und Hain geben das zerstrittene Vampirpaar charmant überzeichnet und lassen bei all dem Knurren, Beißen und Keifen ihre jungen Kollegen Ivancan und Oley recht alt aussehen. Großartig ist Karl Fischer als Freud, erfrischend u.a. Erni Mangold in einer Nebenrolle als gar zu neugierige Nachbarin. So richtig in Fahrt kommt die Komödie trotz zahlreicher schöner Ideen zwar nicht – blutleer ist aber auch was anderes.

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(APA)

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