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"Der Standard" feiert zwanzigsten Geburtstag

1988, am 19. Oktober, hat Oscar Bronner "seine" Zeitung in Wien gegründet. Jetzt will er sich sukzessive aus dem operativen Geschäft zurückziehen und wieder malen.

Vor zwanzig Jahren, am 19. Oktober 1988, erblickte mit dem “Standard” eine neue österreichische Gazette das Licht der Welt. “Eine intelligente, mündige, überregionale Tageszeitung, die von allen Interessengruppen unabhängig ist. Eine Zeitung, die niemand anderem als den Lesern und der höchsten Professionalität verpflichtet ist”, formulierte Gründer Oscar Bronner damals die Blattlinie. 80.000 Stück betrug die Startauflage des “Standard” – heute laufen laut jüngster Auflagenkontrolle 117.374 Exemplare durch die Druckmaschine, 352.000 Menschen lesen laut jüngster Media-Analyse Bronners Tageszeitung.

Wäre es nach den Meinungsforschern gegangen hätte der “Standard” den Namen “Wirtschaftsblatt” bekommen. Eine kluge Zeitung mit Wirtschaftsschwerpunkt – das war auch das Motto von Bronners Unternehmung. Der Herausgeber, der 18 Jahre zuvor bereits die Magazine “trend” und “profil” gegründet und vier Jahre später wieder verkauft hatte, hatte eigentlich den Namen “Der Delphin” favorisiert. Die Eingebung zum Titel “Der Standard” kam Bronner zwei Monate vor dem Stapellauf “zwischen südoststeirischen Weinstöcken”, nachdem der Medienmann in Meyers Konversationslexikon aus dem Jahr 1896 geblättert hatte. “Standard” bedeute unter anderem “die Behauptung eines hohen Kulturniveaus”, das gefiel Bronner.

Die Idee für eine österreichische Qualitätszeitung wurde in New York geboren, wo es Bronner nach dem Verkauf der Magazine “trend” und “profil” im Jahr 1974 auf “ein halbes Jahr” hin verschlug. Dort lebte er als Maler und Bildhauer, bis er nach 13 Jahren schließlich feststellte, “dass das halbe Jahr vorbei ist”. Bei der Lektüre war Bronner in den Staaten durch die “New York Times” verwöhnt. “Die Aussicht, wieder mit den österreichischen Zeitungen leben zu müssen, war für mich nicht wahnsinnig verlockend.” Also prüfte Bronner die Chancen für eine “ordentliche Zeitung” und setzte seine Pläne mit Hilfe des deutschen Springer Verlags um. Am 19. Oktober 1988 erschien die erste Nummer des “Standard”.

Lange kam das Blatt nicht aus den roten Zahlen. Dennoch nahm Bronner einen 200-Millionen-Schilling-Kredit bei der Bank Austria auf, um Springer im Jahr 1995 auszukaufen. 1998, zum zehnten Geburtstag, holte der Zeitungsgründer die “Süddeutsche Zeitung” an Bord, die damals 49 Prozent am “Standard” übernahm. Erst im August diesen Jahres hat Bronner angekündigt, diese Anteile zurückzukaufen. Eigentümer der Tageszeitung werden – vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden – die Bronner Online AG (49 Prozent), die Bronner Familien-Privatstiftung (41 Prozent) und Oscar Bronner (10 Prozent) sein. Er möchte die weitere Entwicklung der Zeitung und von “derstandard.at” als Qualitätsmedien sicherstellen, begründete Bronner den Entschluss.

Zum zehnten Geburtstag seiner Zeitung hatte Bronner das Ziel vorgegeben, der “Standard” soll in zehn Jahren eine der “großen Zeitungen Europas” sein. Anlässlich des 20. Jubiläums gibt sich der Herausgeber, der im Jänner seinen 65. Geburtstag gefeiert hat, zurückhaltender. In einer aktuellen Biografie über Bronner, die diesen Oktober erscheint, heißt es: “Ich versuche, mich konsequent überflüssig zu machen. Schließlich habe ich diese Zeitung nicht gegründet, um sie zu führen, sondern um sie lesen zu können. Ich werde Herausgeber und Verleger bleiben, mich aber sukzessive aus der operativen Tätigkeit zurückziehen. Ich habe der Zeitung gegeben, was ich zu geben hatte. Jetzt müssen sie Jüngere mit neuen Ideen weiterentwickeln, wobei ich den ‘Standard’ bei Alexandra Föderl-Schmid und Wolfgang Bergmann in guten Händen weiß. (…) Bei dem Fest anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des ‘Standard’ habe ich gesagt: ‘Ich werde die Zeitung noch zehn Jahre lang leiten, dann will ich wieder malen.’ Es ist soweit.”

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