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Der Staat gegen Fritz Bauer - Trailer und Kritik zum Film

In seinem neuen Thriller "Der Staat gegen Fritz Bauer" reflektiert Regisseur Lars Kraume deutsche Zeitgeschichte: Das auf wahren Ereignissen basierende Werk, das am Freitag in unseren Kinos anläuft, verfolgt die Bemühungen des damaligen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer (1903 - 1968) in Frankfurt am Main um eine fundierte juristische Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Hitler-Diktatur.

Kraume (“Die kommenden Tage”) zeigt die geistige Enge und moralische Verlogenheit in der Bundesrepublik Deutschland um 1957. Beim diesjährigen Internationalen Filmfestival Locarno gab es dafür völlig zu Recht den begehrten Publikumspreis, am Donnerstag (8. Oktober) feiert der Streifen im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals Wien in Anwesenheit von Kraume, Hauptdarsteller Burghart Klaußner und Drehbuchautor Olivier Guez Österreich-Premiere.

Der Staat gegen Fritz Bauer – Die Geschichte

Verbündete hatte der als Jude in den Jahren 1933 bis 1945 selbst verfolgte Jurist Fritz Bauer kaum. Zu viele Ex-Nazis nahmen in Politik und Wirtschaft der jungen BRD Einfluss. Doch Bauer gab nicht auf. Die Erzählung beginnt, als er Hinweise bekommt, dass sich Adolf Eichmann, einer der Hauptverantwortlichen der organisierten Ermordung vieler Juden, in Argentinien versteckt. Bauer trägt wesentlich dazu bei, dass der israelische Geheimdienst Mossad Eichmann aufgreifen und ihm in Israel der Prozess gemacht werden kann.

Für besondere Spannung sorgt die geschickte Verknüpfung von Details aus Fritz Bauers Privatleben und differenzierter Zeitzeichnung: Der verheiratete Jurist fühlte sich sexuell zu Partnern des eigenen Geschlechts hingezogen – was seine Gegner mit raffinierten Intrigen gegen ihn auszuspielen versuchten. In diesem Teil der Erzählung wird erschreckend deutlich, wie sehr eine Demokratie allein schon durch geistige Engstirnigkeit gefährdet wird.

Der Staat gegen Fritz Bauer  – Die Kritik

Die Intelligenz der Inszenierung begeistert, ebenso das exzellente Schauspiel: Burghart Klaußner fesselt vom ersten bis zum letzten Auftritt in der Titelrolle. Neben ihm hat Ronald Zehrfeld in der (erfundenen) Rolle eines jungen Staatsanwalts die stärksten Momente. Dank der Intensität der Akteure gelingt es, durchgehend Spannung aus der Montage der Spiegelung persönlicher Lebenswege und gesellschaftspolitischer Entwicklungen zu ziehen.

Geboten wird handfestes, wirkungsvolles Kino. Dafür sorgt auch die visuelle Gestaltung. Kameramann Jens Harant und Schnittmeisterin Barbara Gies gelingen Bilder, in denen sich das geistig enge und oft reaktionäre Klima in Westdeutschland zur Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders beklemmend intensiv spiegeln.

Lars Kraumes sensible Regie und die außerordentliche Präsenz der Akteure sorgen dafür, dass der Film nicht im kritischen Blick zurück verharrt. Am Ende fragt sich wohl jeder Zuschauer, wie es um die Offenheit der heutigen deutschen Gesellschaft, etwa in Bezug auf andere Kulturen und Lebensformen, bestellt ist.

(APA)

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