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Der Spion und sein Bruder - Trailer und Kritik zum Film

Die einen schlagen sich schockiert die Hände vors Gesicht, die anderen schließen angeekelt die Augen, wieder andere lachen ein wenig hysterisch.

Was Sacha Baron Cohens neuer Film “Der Spion und sein Bruder” (ab Donnerstag im Kino) beim Publikum von US-Talker Jimmy Kimmel oder Joko und Klaas in “Circus Halligalli” auslöst, lässt Unaussprechliches vermuten.

Der Spion und sein Bruder – Geschichte

Schließlich ist der Schauspieler und Drehbuchautor dafür bekannt, dass er nicht nur an die Grenzen des guten Geschmacks geht, sondern mit großer Leidenschaft immer wieder weit darüber hinaus. So weit wie dieses Mal ist er wohl noch nie gegangen.

“So eine Szene will niemand drehen”, sagte Cohen in der ProSieben-Show “Circus Halligalli”. Viele Produzenten hätten ihm gesagt, sie liebten den Film – aber die Szene müsse gestrichen werden. Sie wurde nicht gestrichen und wird jetzt womöglich als eine der ekelhaftesten Filmszenen überhaupt in die Geschichte eingehen. Um nicht zu viel vorweg zu nehmen, nur soviel: Die Kinder schauen nicht ohne Grund zu Beginn des Films eine BBC-Dokumentation über Elefanten.

Aber zur eigentlichen Geschichte: Baron Cohen spielt in seinem neuen Film den Fußball-Hooligan Nobby, der in dem heruntergekommenen nordenglischen Fischerort Grimsby ein Klischee-Leben führt zwischen Pub, Fußballstadion, Fernseher und einer unüberschaubaren Schar von Kindern und Enkeln. Er ist schwer verliebt in seine schwere Freundin Dawn (Rebel Wilson/”Pitch Perfect”), die ihn gerne mit erotischen Szenen à la “Sharon Stallone” in Stimmung bringt. Alles, was ihm zur Vollkommenheit fehlt, ist sein kleiner Bruder Sebastian, der damals von einem reichen Londoner Ehepaar adoptiert wurde – während Nobby in Grimsby zurückblieb.

Als er endlich erfährt, wo sein Bruder sich aufhält, ist er überglücklich. Das Problem: Sebastian (Mark Strong/”Sherlock Holmes”) ist Agent beim britischen Auslandsgeheimdienst MI6 und auf der Flucht. Daran ist Nobby nicht ganz unschuldig. Hätte er Sebastian bei ihrem Wiedersehen in London nicht so stürmisch umarmt, hätte dieser dabei nicht versehentlich den Chef der Weltgesundheitsorganisation erschossen, einen aidskranken Buben im Rollstuhl angeschossen und Harry Potter dabei mit HIV infiziert.

Der Spion und sein Bruder – Kritik

Aber so wird “Sebbo” zu Unrecht zu einem der meistgesuchten Verbrecher der Welt und gerät auf die Abschussliste seiner eigenen Organisation. Nobby nimmt ihn mit in die gemeinsame Geburtsstadt und beschert dem gebildeten Londoner einen ziemlichen Kulturschock. Weil die Leute von Grimsby aber so stolz auf ihren einzigen Spion sind und das mit Plakaten kundtun, werden bald auch die Auftragskiller auf Grimsby aufmerksam – und Nobby und Sebastian müssen wieder abhauen und gleichzeitig die Welt retten. Unterstützt werden sie dabei von Sebastians Kollegin Jodie (Baron Cohens Frau Isla Fisher).

Dass Nobby als Neu-Spion aussieht wie Liam Gallagher von Oasis, hat seinen Grund. Nach einer Auseinandersetzung der beiden bei der After-Show-Party einer Preisverleihung habe er sich gedacht, “ich vermeide Konfrontationen, indem ich mich in meinem nächsten Film so frisiere wie er”, wie Baron Cohen in einer US-Talkshow sagte.

Die Reise führt also einen wie Gallagher aussehenden Nobby und seinen Bruder nach Südafrika – wo es Elefanten gibt – und schließlich zum Finale der Fußball-WM in Chile. Dass dieses Finale natürlich von England und Deutschland bestritten wird, eröffnet viele weitere Möglichkeiten für viele weitere liebevoll gepflegte Klischees.

In “Der Spion und sein Bruder” treffen Actionszenen, wie sie auch in einem James-Bond-Film kaum besser sein können, auf die Tristesse des englischen Nordens. Weltpolitik trifft Hooligans, ein gut gekleideter Spion seinen Trikot tragenden Bruder. Der Film ist eine zwar bissige aber trotzdem irgendwie liebevolle Hommage an die englische Arbeiterklasse. Wer mit Baron Cohens gerne präpubertärem Humor etwas anfangen kann, kann sehr viel Spaß haben mit Nobby und Sebastian – auch wenn der Film wohl nicht als Höhepunkt von Baron Cohens Schaffen in Erinnerung bleiben wird.

Schon mit “Der Diktator” hat er sich bedauerlicherweise bereits von seinen Mockumentaries verabschiedet, in denen er seine Figuren Ali G., Borat und Brüno auf die echte Welt treffen ließ und Hass und Vorurteile auf zynische, bitterböse Art entlarvte. “Ich bin nicht stolz darauf, aber ich bin der am häufigsten verklagte Schauspieler in der Geschichte Hollywoods”, sagte er bei “Circus Halligalli”. Und das habe viel Zeit gekostet. Mit Fiktion ist er da zwar auf der sicheren, bei aller Geschmacklosigkeit aber auch auf der harmloseren Seite – auch wenn Daniel Radcliffe (“Harry Potter”) und Donald Trump über den Film möglicherweise nicht sonderlich erfreut sein dürften.

(APA)

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