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Der "Priester von Köpenick"

Symbolfoto &copy Bilderbox
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Falscher Priester betrog Kirche: 15 Monate Haft für „Pater Mauro“ - Davon fünf Monate unbedingt - Obwohl Erzdiözese Wien vor ihm warnte, funktionierte Masche des 49-jährigen Römers weiter.

Gepflegtes Äußeres, einen angegrauten Vollbart, lichtes Haar, eine tiefe, angenehme Stimme, vornehmes Auftreten in Verbindung mit einer demütigen Körperhaltung – noch im Wiener Straflandesgericht strahlte Mauro A. (49) heute, Donnerstag, das aus, was ihm auch zahlreiche Kirchenvertreter geglaubt hatten. Als falscher Priester trieb er vor drei Jahren zwischen Wien und Bregenz sein Unwesen und kassierte mit Lügengeschichten insgesamt 22.000 Euro. Nun wurde er wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs rechtskräftig zu 15 Monaten Haft verurteilt, wovon fünf unbedingt ausgesprochen wurden.

Pater Mauro aus Mexiko
Im Jänner 2002 tauchte „Pater Mauro“, wie er sich nannte, in der Erzdiözese Wien auf. Er stellte sich als Abt eines mexikanischen Ordens vor und erbat Unterstützung für Arme und Bedürftige. Auch seine 357 Mitbrüder würden darben, gab er vor. Bischof Ludwig Schwarz, der nun auch als Zeuge einvernommen wurde, war überzeugt, das Richtige zu tun, indem er ihm einen ansehnlichen Betrag in Form so genannter Mess-Stipendien in die Hand drückte.

In Wahrheit ist der angebliche Pater jedoch ausgebildeter Dolmetscher für Spanisch, Französisch und Englisch. 15 Jahre hat er für die Aidshilfe in Mexiko gearbeitet, wo er sich offenbar reichlich kircheninternes Wissen aneignen konnte. Denn als der gebürtige Römer schließlich nach Europa zurückkehrte und als Reiseleiter nicht genug Geld verdiente, gab er sich alsbald als Gottesmann aus und bestand mit Bravour die „Testfragen“, mit denen ihn die Stellen konfrontierten, bei denen er um Hilfe für unschuldig in Not geratene Brüder und Schwestern vorstellig wurde.

Falscher Pater machte “vertrauenswürdigen Eindruck”
„Dass er sich in der kirchlichen Landschaft einigermaßen auskennt, hat er unter Beweis gestellt. Ich war erstaunt, wie gut er Bescheid gewusst hat“, konzedierte ihm ein Vertreter der Erzdiözese Wien. Der Sekretär der Diözese Innsbruck meinte als Zeuge: „Er hat einen sehr professionellen, sehr vertrauenswürdigen Eindruck gemacht. Vielleicht ist es ein Manko, dass man in diesem Bereich mehr auf Vertrauensbasis und weniger auf Kontrolle schaut.“

Auch im Westen ließ man sich nämlich nicht lumpen, als „Pater Mauro“ notgedrungen dort in Erscheinung trat. In der Bundeshauptstadt war man nämlich drauf gekommen, dass es in Guadeloupe, dem angeblichen Sitz seiner Glaubensgemeinschaft, gar keinen Pater Mauro gab.

Warnung kam nie an
Die Erzdiözese Wien verschickte daher ein Schreiben, in dem vor dem Betrüger gewarnt wurde. Leider gelangte das nie in die anderen Bundesländer, so dass Mauro A. noch unter anderem im Stift Wilten und in der Salzburger Dompfarrei zuschlagen konnte. Richter Fritz Zöllner fand das „nicht sehr g’scheit“ und meinte außerdem: „Von mir verlangen sie einen Riesenbeitrag für die Kirchensteuer und da wird so einfach gezahlt, wenn einer kommt.“

Der falsche Priester war zu den angeklagten Fakten geständig, betonte aber, er habe einen Teil des Geldes an bedürftige Familien in Russland und Rumänien weiter geleitet. Er habe auch nicht in Saus und Braus gelebt, sondern nur in „sauberen Pensionen“ genächtigt.

Grenzüberschreitende “Sammlungen”
Mit seinem „Schmäh“ hat der Römer übrigens nicht nur in Österreich seine Taschen gefüllt. In der Schweiz und in Deutschland war er auf dieselbe Weise tätig, vom Amtsgericht München wurde er Anfang 2002 wegen acht gleich gelagerter Fälle zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten verurteilt. Vor knapp eineinhalb Monaten klickten dann die Handschellen, als er neuerlich nach Österreich reiste: Er dürfte “übersehen“ haben, dass er hier nach wie vor per Haftbefehl gesucht wurde.

Redaktion: Claus Kramsl

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