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Der Pistenarchitekt

Früher war Bernhard Russi einer der besten Skirennläufer, heute ist er der gefragteste Pistenbauer der Welt.

Der 54-jährige Schweizer hat seit 1988 15 Abfahrts-Strecken bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften konzipiert. Und ein Ende der Arbeit ist nicht in Sicht: Derzeit plant Russi im Auftrag der südkoreanischen Stadt Pyeongchang, die sich neben Salzburg und Vancouver um die Olympischen Winterspiele 2010 bewirbt. Wenn der Familienvater zum ersten Mal am Berg steht und im Geiste eine mögliche Strecke entwirft, ist er ein wirklicher Experte. 1970 wurde der Andermatter Abfahrts-Weltmeister in Gröden, zwei Jahre später in Sapporo Olympiasieger. 1974 widerfuhr ihm ausgerechnet bei der Heim-WM in St. Moritz seine größte Niederlage. Als Favorit verfehlte er die Top Ten.

Aus der durchschnittlichen, wenig attraktiven Abfahrtsstrecke von damals hat Russi eine selektives Spektakel gemacht. “Ich wusste, wo die Schwächen der Strecke sind”, sagt der gelernte Hochbauzeichner. Den steilsten Starthang der Welt mit einem Gefälle von 100 Prozent, also einer Neigung von 45 Grad, hat Russi nicht nur kreiert, um auf die erforderlichen 800 m Höhendifferenz zu kommen. “Es ist wichtig, dass eine Abfahrt mit einem Knaller beginnt. Am Start werden die Zuschauer abgeholt.”

Russis Philosophie lautet: Weg von den ultraschnellen Autobahnen hin zu Strecken, die den Abfahrern technisch und mental alles abverlangen. “Je schwieriger eine Piste ist, desto sicherer ist sie auch”, begegnet er möglichen Sicherheitsbedenken. “Wenn ein Fahrer Respekt vor einer Strecke hat, dann ist er bereit, Verantwortung zu übernehmen und macht keine Flüchtigkeitsfehler.”

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