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Der Noble mit den blauen Augen

Vor 20 Jahren starb Henry Fonda. Nur wenige Monate vor seinem Todestag am 12. August 1982 erhielt der Ausnahmeschauspieler seinen einzigen Oskar.

Auf seine größte Auszeichnung – einen Oscar als bester Hauptdarsteller – musste Henry Fonda fast 50 Jahre warten. Als der Hollywoodveteran im März 1982 für das Familiendrama “Am goldenen See” endlich die langverdiente Trophäe erhielt, war der Schauspieler schon zu krank, um den Oscar persönlich in Empfang zu nehmen. Das tat Tochter Jane Fonda für ihn mit den Worten “Oh, Dad, ich bin so glücklich und stolz für dich”. Doch der Leinwand-Star konnte sich nur wenige Monate daran erfreuen. Henry Fonda starb vor 20 Jahren – am 12. August 1982 – im Alter von 77 Jahren an Herzversagen.

Der 1905 im mittleren Westen der USA geborene Sohn eines Druckers studierte zunächst Journalismus, schlug sich dann mit Gelegenheitsjobs durch, bis er als technischer Assistent an einem Kleinstadttheater die Liebe zur Schauspielerei entdeckte. Nach seinem ersten Broadway-Hit in dem Stück “Der Farmer will heiraten” (1934) wurde Hollywood auf den Darsteller mit den prüfenden, tiefblauen Augen aufmerksam. Fonda wurde zum Liebling von Star-Regisseur John Ford, der ihn gleich für acht Rollen verpflichtete, darunter das Präsidentenporträt “Der junge Mr. Lincoln” (1938) und das Steinbeck- Drama “Früchte des Zorns” (1940), das ihm seine erste Oscar- Nominierung einbrachte.

Fritz Lang setzte ihn in “Gehetzt – Du lebst nur einmal” (1937) und Alfred Hitchcock in “Der falsche Mann” (1957) ein. Unvergesslich ist Fonda als der legendäre Sheriff Wyatt Earp in dem Western “Faustrecht der Prärie” (1946). Wenn er lässig mit seinem Stuhl und staubigen Schuhen auf der Veranda wippt, spielt er mit ungeheurer Ruhe und minimaler Mimik seine Paradefigur, den amerikanischen Helden. Auch in dem Gerichtsdrama “Die zwölf Geschworenen”, das er selbst produzierte, verkörpert Fonda wieder das Ideal des aufrechten, unbestechlichen Amerikaners. 1957 erhielt er dafür in Berlin den “Goldenen Bären” als bester Hauptdarsteller.

Erst 1968 ließ sich der Hollywoodstar von Italo-Regisseur Sergio Leone dazu überreden, sein nobles Image gegen eine Schurkenrolle einzutauschen. In “Spiel mir das Lied vom Tod” beeindruckt Fonda als kaltblütiger Revolverheld. Der Ruf, im Privatleben kalt und unnahbar zu sein, hing dem fünf mal verheirateten Schauspieler lange Jahre an. So wunderten sich viele, dass Fonda am gleichen Tag, als seine zweite Frau Selbstmord beging, abends auf der Bühne Theater spielte. Der Freitod von Frances Seymour Brokaw im Jahr 1950 überschattete auch die Beziehung zu seinen beiden Kindern Peter und Jane, die ebenfalls in Hollywood Karriere machten.

Nach über 80 Filmauftritten und einem halben Jahrhundert vor der Kamera erhielt Fonda 1981 endlich seine erste Academy Award-Trophäe, einen “Ehren-Oscar” für sein Lebenswerk. Auf einen Stock gestützt pries der 75-Jährige die vergoldete Statue als den “Höhepunkt” seiner langen Karriere. Kurz zuvor hatte er seinen letzten Film, die gefühlsvolle Familiengeschichte “Am goldenen See”, abgedreht. Darin standen Henry Fonda und Tochter Jane erstmals gemeinsam vor der Kamera. Mit dem Film, in dem sich ein sterbender Vater mit seiner Tochter versöhnt, konnte der bereits schwer erkrankte Schauspieler Realität und Hollywood-Fiktion eindrucksvoll verbinden.

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