Der Tod ist jetzt das Thema, die jugendliche Unbeschwertheit ist verschwunden. An deren Stelle sind Angst und Trauer getreten und die müssen verarbeitet werden. Das geht nur zusammen im Freundeskreis. “Ich habe Jelena zuletzt im Enjoy getroffen, wir haben uns super unterhalten. Ich kann nicht glauben, dass sie tot ist. Wir lenken uns jeden Tag irgendwie ab, um das alles auszuhalten”, sagt die 16-jährige Katharina aus Lustenau.
Katharina, Vanessa und Alexandra sind zusammen in Dornbirn zur Schule gegangen mit Jelena. “Wir hatten immer riesigen Spaß zusammen, trafen uns beim Ausgehen und in der Disco. Keiner von ihren Freundinnen und Freunden kann glauben, dass sie einfach so ermordet wurde und nicht mehr wiederkommt”, beschreibt Katharina die Gemütslage der Jugendlichen.
Täter finden
Wichtig machen möchte sich von den Freunden niemand, Trauer sei kein Thema, um es breitzutreten, sagen sie. Aber: “Wir wollen den Täter finden. Damit nicht nur Jelena, sondern auch wir zu Ruhe kommen.” Für viele mag das jugendliche Naivität sein, für Jelenas Freunde ist es eine Art der Trauerbewältigung. Die heile Welt, in der es bisher das größte Problem war, eine Lehrstelle zu ergattern oder Liebeskummer zu verarbeiten, hat einen empfindlichen Knacks bekommen. Sie wollen an den Täter appellieren, sich zu stellen. “Der muss doch irgendeinen Rest von Gewissen haben.” Dass es einer aus dem Freundeskreis war, glauben sie nicht. Aber niemand weiß genau, wie die letzten Tage in Jelenas Leben verlaufen sind. Sie ist gern zur Disco gegangen. Welche 16-Jährige tut das nicht?
Sorgen im Internet
Wie so viele Jugendliche war auch Jelena auf der Internetseite uboot.com unterwegs, hatte ein Profil angelegt, auf dem sie sich mit Freunden ausgetauscht hat. Ihre Gedanken und Sorgen sind dort immer noch zu lesen. Jelena hatte sich offenbar nach der Trennung von ihrem Freund im November auf einen Flirt mit einem jungen Mann eingelassen. “Ich bin so dumm, falle immer wieder auf ihn herein”, schreibt sie. Freunde nutzen Jelenas Internetseite nun als eine Art Kondolenzbuch, ihre Freundin Sarah hat einen Trauerblog eingerichtet mit einem Brief an die ermordete Freundin. “Mir hond oafach perfekt zemma passt. Beide homma Fuaßball volle möga, und oh sunsch waram uns ima einig. A Fuaßballmatch ohne uns hots sowiso nia gea. I würr jeden Obet befor i schlofa gang an die denka. I glob oh, dass du jetz uf alle ufpassesch, dia du gern ka heasch.”
“Jelle” haben die Freunde Jelena liebevoll genannt. Am Mittwoch verabschieden sie sich beim Trauergottesdienst in der orthodoxen Kirche in Feldkirch für immer von ihr. Und damit wohl auch von einem Stück unbeschwerter Jugend.