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Der Mann muss wohl bald kleinere Brötchen backen

Die Preissteigerungen in vielen Bereichen machen der Traditionsbäckerei Mann zu schaffen.
Die Preissteigerungen in vielen Bereichen machen der Traditionsbäckerei Mann zu schaffen. ©APA/TOBIAS STEINMAURER
Die Bäckerei Mann kämpft derzeit mit explodierenden Energiekosten, hohen Rohstoffpreisen, Ersatzteilmangel und Personalproblemen.

Die Mischung macht es aus - nun aber im unerfreulichen Sinn: Viele Betriebe kämpfen aktuell mit explodierenden Energiekosten, hohen Rohstoffpreisen, Ersatzteilmangel und Personalproblemen. Auch die Traditionsbäckerei Mann ist von all dem betroffen, wie Junior-Chef Michael Mann am Mittwoch bei einem Medientermin erläuterte.

Die Kosten in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben, sei nicht möglich, befand er. Dass er kommendes Jahr Gewinne schreibt, bezweifelt er jetzt schon.

Backzentrum in Wien-Liesing trifft Erhöhung bei Gaspreisen stark

Die Bäckerei Mann wurde 1860 gegründet und befindet sich noch immer im Familienbesitz. Mittlerweile ist die fünfte Generation am Ruder, Michael Mann leitet die Firma gemeinsam mit Vater Kurt Mann. Das Unternehmen verfügt über 83 Filialen in Wien und Umgebung. 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beschäftigt, der Großteil im Verkauf, wo 300 Produkte feilgeboten werden. Der Jahresumsatz betrug zuletzt rund 60 Mio. Euro.

Zentrale und Produktionssitz befinden sich in Wien-Liesing. Beim Neubau des Backzentrums 2004 wurde auch eine Energiewende vollzogen. Man entschied sich gegen Öl - und für Gas. Dies wird nun zum großen Problem, wie Michael Mann erläuterte. 2020 mussten 1,2 Mio. Euro für Energie aufgewendet werden. Nun drohen jährliche Raten von mehr als 4 Mio. Euro. "Da wissen wir noch nicht, wie wir das bezahlen sollen."

Mann-Chef: "Können Kosten nicht an 1:1 an Kunden weitergeben"

Dazu kommt eine Preissteigerung von zum Teil 100 Prozent bei Rohstoffen, also etwa bei Mehl. Dieses verteuerte sich von 200 auf 400 Euro je Tonne. Eine ähnliche Entwicklung war laut Mann auch bei den Zuckerpreisen zu registrieren. Außerdem sei mit einer Erhöhung der Gehälter zu rechnen, vermutet der Chef-Bäcker. Wobei es an der Personalfront auch ein anderes Problem gibt, wie er versicherte. Mitarbeiter seien nämlich momentan nur schwer zu finden: "Wir suchen händeringend."

Die gestiegenen Kosten einfach im Handel weiterzugeben, sei schwierig. Denn auch dort herrsche Zurückhaltung: "Wir spüren, dass die Kunden preissensibler geworden sind." Zuletzt habe man die Preise im Jänner erhöht. Im Oktober dürfte es nun ein weiteres Mal so weit sein. Um mehr als 10 Prozent will man sie jedoch nicht anheben. Um weiter Gewinne zu schreiben, wäre allerdings deutlich mehr nötig, versichert Michael Mann. "Ich kann die Preise aber nicht um 100 Prozent erhöhen."

Produktangebot in Mann-Filialen verkleinern keine Option

Bei den Produkten zu sparen, sei ebenfalls kaum möglich, erläuterte er. Sie etwa zu verkleinern, würde nicht akzeptiert werden. Somit wird an anderen Stellen an Schrauben gedreht. Verschoben wird etwa die Modernisierung von Filialen. Was insofern auch Sinn macht, weil Ladenbau-Aufträge sich enorm verteuert hätten und auch Ersatzteile schwer verfügbar sind, wie man betont. Auch die Reduktion der Anzahl der täglich Zustellfahrten in die Filialen wird geprüft.

Stützung von Brotpreisen und Verschiebung der CO2-Steuer gefordert

Der Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands in Wien, Marcus Arige, fordert beim heutigen Medientermin vom Bund Maßnahmen wie die Stützung von Brotpreisen. Auch die Einrichtung der Preiskommission sei nötig, um Spekulation mit Lebensmitteln zu verhindern, befand er.

Gleichzeitig sprach er sich für die Verschiebung der - im Oktober anstehenden - CO2-Bepreisung aus. Hier könne etwa Deutschland ein Vorbild sein, sagte Arige. Dort werde die Steuer nun erst 2024 eingeführt.

(APA/Red)

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