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Der letzte Wolf - Trailer und Kritik zum Film

Der Ausblick ist paradiesisch: Saftiggrüne Grassteppe soweit das Auge reicht, felsige Berge und ein glasklarer Himmel, der alles überspannt. In dieser unberührten Landschaft der Inneren Mongolei hat der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud einen 3D-Film gedreht.

Er beruht auf einem der meistverkauften Bücher in China und erzählt vom empfindlichen Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur. “Der letzte Wolf” (Start am Freitag) ist ein hochspannender Film mit atemberaubenden Bildern, großen Gefühlen und mitunter ein klein wenig Pathos. Nach Filmen wie “Der Bär” oder dem Tigerepos “Zwei Brüder” ist Annaud wieder ein wunderbarer Tierfilm gelungen, der vor allem mit grandiosen Aufnahmen begeistert: frei galoppierende Pferde, wilde Wölfe und das imposante Naturschauspiel der Wolken am weiten Horizont.

Der letzte Wolf – Die Geschichte

1967 während der Kulturrevolution wird der Student Chen Zhen in die Innere Mongolei geschickt. Er soll die Nomaden in der chinesischen Sprache unterrichten. Doch sein Wissen und die Bücher helfen ihm nicht weiter – ist er doch auf dem Pferderücken äußerst unbeholfen. Aber er lernt dazu und erkundet neugierig die fremde Umgebung. Unverhofft sieht er einen Wolf. Der Student ist fasziniert und träumt davon, einen Welpen zu fangen und als Haustier zu halten, um dessen Verhalten zu studieren. Eine Entscheidung mit dramatischen Folgen. Eines Tages soll das Wolfsrudel in der Nähe des Dorfes nach dem Willen der Regierung im fernen Peking getötet werden. Die Funktionäre wollen den Befehl gegen den Widerstand der Nomaden durchsetzen. Doch sie verkennen, dass sie das seit Jahrtausenden eingespielte Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur durcheinanderbringen und eine Katastrophe heraufbeschwören.

Etwa sechs Jahre lang hat Annaud an diesem Werk gearbeitet. Allein die Tiere an den Kontakt und die Arbeit mit Menschen zu gewöhnen, dauerte: “Wir haben die Wölfe als Babys geholt und versucht, ihnen das drei Jahre lang zu vermitteln”, erzählt der Filmemacher. “Wölfe kann man eigentlich nicht trainieren, sie bleiben wild. Aber ein wilder Wolf würde einen Menschen nie näher als 500 Meter an sich heran lassen. Damit die Wölfe in unserer Nähe blieben, mussten wir drei Jahre lang warten.”

Der letzte Wolf – Die Kritik

Die Dreharbeiten zogen sich dann über eineinhalb Jahre hin. “Die Wölfe wollten die Pferde anspringen und die Pferde wollten die Wölfe treten”, erinnert sich Annaud. So mussten sie getrennt werden, vor allem in einer Szene, in der sich Wölfe und Pferde gegenseitig in wilder Jagd verfolgen, während ein gewaltiger Schneesturm am schwarz-gelben Nachthimmel aufzieht. “Der Trick war, zwischen den Tieren einen ganz dünnen Zaun zu errichten, in Blau. Wir konnten also die Wucht der Gefühle mit der Kamera einfangen und später den blauen Zaun in der Postproduktion entfernen.” Das Ergebnis ist in der Tat überwältigend: Szenen, die an Spannung und puren Emotionen kaum zu überbieten sind. Und auch wenn im Film Blut fließt, beim Dreh sei kein Tier verletzt worden, versichert der Regisseur. Er behalf sich mit Tierattrappen, etwa falschen Pferdekörpern, die mit Wurstduft besprüht waren und in die sich die Wölfe verbeißen konnten.

Die Wölfe sind jedoch nur auf den ersten Blick furchteinflößend. Bei Annaud sind sie Opfer eines fehlenden Naturverständnisses. Denn nur wenn die Menschen den Raubtieren die Nahrung wegnehmen und sie aus ihren angestammten Jagdgebieten vertreiben, werden sie gefährlich. “Du fängst einen Gott und machst ihn zu einem Sklaven”, kommentiert ein alter Mongole Chens Wunsch, ein Wolfsjunges zu zähmen. Annaud fordert Respekt vor den Tieren, der Natur und den uralten Weisheiten der Nomaden, die für einen falsch verstandenen Fortschrittsglauben als rückständig abgetan werden. So beginnt ein rücksichtsloser Ausverkauf der Natur, der Umwelt und ihrer Reichtümer einzig mit dem Ziel, das große Geld zu machen.

In China war das Buch “Der Zorn der Wölfe” von Lü Jiamin, der unter dem Pseudonym Jiang Rong schrieb, ein absoluter Bestseller, aber auch umstritten, stellte er doch den kriegerischen Mongolen die ackerbautreibenden Chinesen gegenüber, die durch den Konfuzianismus zu braven Untertanen erzogen werden. Der Autor konterte: Sein Wunsch sei, dass die Chinesen den konfuzianischen Gehorsam abschüttelten, um sich als mündige Bürger in einer freien Gesellschaft zu erheben. Auch der Film fordert dazu auf, der Natur und Menschen Respekt zu zollen. Und er zeigt kritisch, wie die Pekinger Machthaber sich forsch über alle Bedenken hinweg setzen. Probleme mit der Zensur bekam Annaud aber nicht, obwohl die chinesischen Behörden wegen seines Films “Sieben Jahre in Tibet” aus dem Jahr 1997 ein Einreiseverbot verhängt hatten. Dieses Problem sei “sehr elegant” gelöst worden, erklärte der Regisseur. “Wir haben es niemals angesprochen.”

(APA)

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