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Der letzte Exorzismus

US-Horrorfilm: Der gebürtige Hamburger Daniel Stamm zeigt in seinem zweiten Spielfilm Teufelsaustreibung als Familientradition - Österreich-Start am 30. September.
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Wenn ein deutscher Regisseur einen Film darüber machen würde, wie ein deutscher Geistlicher in treuer Familientradition Teufelsaustreibungen vollführt, dann käme er nicht nur in Konflikt mit den Amtskirchen, sondern noch mehr mit seiner Glaubwürdigkeit beim Publikum. Schon deshalb hat der gebürtige Hamburger Daniel Stamm auch seinen zweiten Spielfilm “Der letzte Exorzismus” wieder in den USA spielen lassen, wo solcherart Praktiken offenbar noch immer nicht unüblich zu sein scheinen.

Stamm, der neben seinem Filmstudium auch eine Ausbildung zum geprüften Hypnositeur absolviert hat, zeigt in dem Horrorspektakel, wie der ganz normal und sympathisch wirkender evangelikale Reverend Cotton Marcus Frau und Kind verlässt und zu seinem letzten Auftrag als Exorzist aufbricht. In seiner Begleitung ist diesmal ein Filmteam, denn Marcus will zeigen, dass es sich bei Teufelsaustreibungen um religiös verbrämten Humbug handelt. Damit will er endlich Schluss machen mit einer Tätigkeit, die in seiner Familie bereits seit vier Generationen ausgeübt wird und die er nach etlichen eigenen entsprechenden Einsätzen nur noch widerwärtig verlogen findet.

Was aus diesem finalen Exorzismus wird, zeigt der am 30. September in die Kinos kommende Überraschungserfolg im Stil einer TV-Reportage, was immerhin originell und zumindest in der ersten Hälfte des Films auch spannend ist. Marcus reist also nach Louisiana im tiefen Süden der USA, wo ein verwitweter Farmer namens Louis Sweetzer glaubt, dass seine Tochter Nell vom Teufel besessen ist. Schon die erste Begegnung mit der Familie Sweetzer in Person des aggressiven Sohns Caleb macht deutlich, wie schwierig diese Mission für den Reverend werden wird. Nur mit Mühe kann er den verzweifelten Vater dazu bringen, das Filmteam in seiner Begleitung zu akzeptieren.

Ab jetzt strapazieren Regisseur Stamm und seine Drehbuchautoren aber den guten Willen des Betrachters immer mehr, denn wer will schon eine Kamera dabei haben, wenn dem Töchterchen der Satan aus Leib und Seele gejagt werden soll? Marcus jedenfalls macht sich mit gewohnter Routine an die Arbeit, wobei er keinen Zweifel lässt, welchen pseudoreligiösen Budenzauber er dabei veranstaltet. Doch Vater Sweetzer und die offensichtlich schwer gestörte Nell durchschauen nicht dieses zynische Spiel und glauben sogar an den Erfolg der Behandlung, die natürlich mit viel Schreierei und wildem Körperzucken absolviert wird.

Alles könnte nun gut sein, Nell ist befreit, der Vater erleichtert, der Film im Kasten und Marcus letztmals Exorzist gewesen. Doch jetzt geht es erst richtig rund, denn Nell ist keineswegs vom Teufel befreit, und Marcus sowie das Filmteam kämpfen bald ums nackte Leben. Was nun auf die Kinobesucher wartet, ist haarsträubend unsinnig genug, um schon wieder Respekt vor dem Mut zu haben, einen solch blutrünstigen Hokuspokus als Finale zu präsentieren. Das abrupte Ende der Geschichte und des Films ist für alle Seiten eher eine Erleichterung. Denn Stamm hat sein Pulver schon lange davor verschossen.

Sollte “Der letzte Exorzismus” zur Anprangerung der in den USA mächtigen evangelikalen Christen und deren Fundamentalismus dienen, so ist das misslungen. Dazu bedürfte es subtilerer Methoden als dieser pseudodokumentarischen Selbstdenunziation eines exorzierenden Geistlichen mit finaler Schlächterei. Immerhin hat der mit geringem Etat produzierte Film in den USA bereits viel Geld eingespielt, das könnte hierzulande auch der Fall sein. Und darauf kommt es schließlich an in einem Kinogenre, das längst die gute alte Geisterbahn der Jahrmärkte um vieles wirkungsvoller, aber nicht immer ergötzlicher ersetzt.

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