AA

Der Krieg der Eltern

Mit ihrem neuen Buch „Verzweifelte Jahre“ über die Zeit ohne ihre Tochter Natascha Kampusch und das letzte Jahr nach ihrer Flucht ist Brigitta Sirny diese Woche auf heftige Kritik gestossen.

Sie würde die Geschichte ihrer Tochter verkaufen und hätte das Werk nur aus Geldnot geschrieben. „Es war meine Aufarbeitung“, sagt Sirny heute in der Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“ mit Claudia Stöckl, und dementiert die Medienberichte, schon lange arbeitslos zu sein. Die 57jährige gelernte Schneiderin ist als Modeberaterin einer Schmucklinie tätig und macht eine Ausbildung als Lichttherapeutin. Im Hitradio Ö3 spricht sie über Schulden und über ihre Beziehung zu ihrer Tochter. Auch die Schulden aus dem Konkurs der Lebensmittelgeschäfte, die sie von Kampusch Vater Ludwig Koch übernommen hat, sind getilgt. „Ich habe 56.000 Schilling Schulden im Jahr abbezahlt, von 1995 bis 2005, da hatte ich grosse finanzielle Probleme. Seitdem bin ich mit meinem Konto nicht mehr im Minus“, so Sirny.

Die durch Interviewhonorare mittlerweile wohlhabende Tochter Natascha würde Sirny niemals um Geld bitten.“ Sie braucht das Geld ja für sich selber. Sie hat ja noch ein ganzes Leben vor sich.“ Durch das Erscheinen des neuen Buches ist das Verhältnis zu Ex-Lebensgefährten Ludwig Koch, Nataschas Vater, nun wieder getrübt. „Er hat mich ermutigt, die Geschichte zu schreiben. Seit er es gelesen hat, ruft er nicht mehr an“, so Brigitta Sirny im Hitradio Ö3, „wahrscheinlich hat ihm nicht gefallen, dass da steht, dass er gerne trinkt.“ Zu Gerüchten, Natascha hätte bereits ihren ersten Freund mit dem 21jährigen David Lansky, Sohn von Kampuschs Anwalt Gabriel Lansky, sagt die Mutter: „Ich weiss nichts über eine neue Liebe.“ Im Gegenteil, nachdem sie ebenfalls seit Jahren Single ist, wählt sie oft mit ihrer Tochter scherzhaft auf der Strasse oder in Kaffeehäusern den passenden Mann unter den Anwesenden. „Wir haben oft eine Hetz. Sie sucht mir einen Mann aus und ich ihr.“ Für ihre Tochter wünscht sie sich als Partner:“ Einen einfühlsamen, verständnisvollen Mann. Er muss nicht schön sein und auch nichts darstellen. Aber ein Herz soll er haben.“ Ob ihre berühmte Tochter nach achteinhalb Jahren totaler Isolation bereits Freunde hat? Brigitta Sirny im Ö3-„Frühstück bei mir“: „Nur in unserem direkten Bekanntenkeis. Es ist schwierig. Gleichaltrige wissen oft nicht, was sie mit ihr reden sollen. Ihre schwere Vergangenheit macht viele befangen.“ Die direkte Art ihrer Tochter, von Beobachtern oft als „Befehlston“ bezeichnet, macht auch Sirny zu schaffen: „Welche Mutter lässt sich schon gerne von ihren Kindern kommandieren? Ich sage ihr, dass ich das nicht will.“ Den Jahrestag von Nataschas Befreiung wird Brigitta Sirny auf einem Bauernhof bei Mariazell verbringen, mit ihren Enkeln und wahrscheinlich auch mit Natascha. Dort hat sie am 23.8.2006 vom Wiederauffinden ihrer achteinhalb Jahre vermissten Tochter erfahren. Und Sirny plant eine Wallfahrt nach Medjugorje. „Durch Nataschas Beferiung habe ich mich mit Gott versöhnt. Jetzt will ich mich bei ihm durch eine Pilgerreise bedanken. Für mein wiedergewonnenes Glück“.


Reaktion von Nataschas Vater

„Sie kann nicht so dumm sein zu glauben, dass ich das alles hinnehme.“ Und dann zum Reporter: „Schreiben Sie, dass mir die Sirny egal ist. Aber wenn sie meint, sie muss mich verletzen, wird sie eben eine Klage bekommen.“

Nebenbei sei „der Koch jemand, der gern trinkt“, und offenbar auch ein schlechter Vater. Denn er habe „aus Eigeninteresse und Geltungsdrang“ sogar einen Journalisten dabeigehabt, als er Natascha zum ersten Mal in Freiheit besuchte. „Unsinn“, sagt Papa Koch – und schluckt. Denn Natascha hat das Manus­kript vor Drucklegung gelesen – aber nichts verändert.

  • VIENNA.AT
  • kampusch
  • Der Krieg der Eltern
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen