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Der Held, den keiner kennt: „One Punch Man“ im Test

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Im allerersten Game zum schrägen Web-Comic aus Japan kämpft man neben dem wohl stärksten Superhelden aller Zeiten.

von Ländle Gamer

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(PS4, XB1 & PC) „One Punch Man: A Hero nobody knows“ ist eine recht eigenwillige Mischung aus Prügel- und Rollenspiel für krisensichere Fans des Comics bzw. der Zeichentrick-Serie. Wer das Game verstehen will, der muss erstmal die Hauptfigur Saitama kennen. Wikipedia sagt treffend: „Held wurde er nur als Hobby. Als er sich eines Tages einem Monster gegenüber sah und nichts ausrichten konnte, trainierte er drei Jahre lang hart (laut eigener Aussage 100 Kniebeugen, 100 Sit-Ups, 100 Liegestütze und 10 km Rennen pro Tag, außerdem im Sommer keine Klimaanlage und im Winter keine Heizung verwenden).“

Dank dieser rigorosen Routine besiegt der One Punch Man seine Gegner im Kampf stets mit nur einem Schlag. Im Game spielt man allerdings weniger den „One Punch Man“ Saitama, sondern bastelt sich seinen eigenen Helden zusammen, den titelgebenden Unbekannten. Zum Bau der zumeist skurrilen Spielfiguren gibt’s einen potenten Charakter-Editor, dessen Sortiment an Items im Verlauf immer umfangreicher wird. Wer also beispielsweise immer schon ein boxendes Superkänguru mit Oktopuskopf spielen wollte, liegt hier goldrichtig. Die Gegner fallen leider oft weniger schillernd und monoton aus, wenn nicht gerade ein Superbösewicht wie der fischartige Deep Sea King im roten Tanga oder das verstörend sexy Mosquito Girl auftaucht.

Gekämpft wird dann in der Arena 3 gegen 3 inklusive fliegender Figurenwechsel. Die Kontrahenten setzen Standard-Angriffe, Kombos und auswechselbare Killer Moves ein und müssen Attacken blocken bzw. ausweichen. Hier wird es nicht allzu kompliziert. Es gilt vor allem so lange zu überleben, bis Verstärkung bzw. im Idealfall Held Saitama eintrifft (mittels Countdown angezeigt) und die Auseinandersetzung mit einem Schlag gewinnt. Das Fighter-Gameplay ist durchaus solide, wären da nicht diverse Wermutstropfen. So bewegen sich die Kämpfer behäbig und bleiben zu lange am Boden liegen, wenn sie hart getroffen werden. Besonders störend sind die Zufalls Events wie Meteoriten-Schauer oder Unterstützer-Drohnen, die einen Kampf unfair in letzter Sekunde wenden können (selten im Sinne des Spielers).

Eingebettet sind die Kämpfe in eine Art Rollenspiel in einer schlichten Hub-Welt, wo man sich neue Kämpfe erst als Quests holen muss. Heißt: Viel (lahmes) Rumgerenne in einer überwiegend kargen Welt. Dafür darf man nach getaner Arbeit seine Figur upgraden und mit neuem Equipment ausstatten. Sogar eine Helden-Wohnung gilt es einzurichten – obwohl Prügel-Fans mit einem Hang zur Innenausstattung wohl eher eine kleine Zielgruppe darstellen.

Das Game ist relativ klar primär als Single-Player-Erlebnis ausgelegt: Im Rahmen einer passablen Story mit einem neuen Blickwinkel auf Season 1 der Serie kämpft sich unser No-Name-Held die Ränge hoch. Trotzdem wurden auch eine Handvoll Multiplayer-Modi angehängt, die durchaus Spaß machen können – solange man nicht aufgrund der Figurenauswahl deklassiert wird.

Fazit

Sich für „One Punch Man: A Hero nobody knows“ zu begeistern, verlangt selbst eingefleischten Fans eine gute Portion Willenskraft ab. Denn trotz dem feinen Editor, einem motivierenden Progressionssystem und dem über weite Strecken gelungenen Comic-Flair wiegen die Kritikpunkte schwer. Die Fights sind simpel, teils unfair und fühlen sich zu langsam an. Bei den Quests gibt’s nur 08/15 Kost (Kämpfe oder Botengänge). Außerdem schwächelt die Präsentation an allen Ecken und Enden – Sprachausgabe ist Mangelware, die Grafik auf Last-Gen-Niveau. Kurz: Wohl kein Totalausfall, aber leider auch kein würdiger Auftritt für den „One Punch Man“.

(Red)

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