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"Der fantastische Mr. Fox": Ein Dandy auf Hühnerjagd

"Kann ein Fuchs ohne ein Huhn zwischen den Zähnen je glücklich werden?" fragt sich der Antiheld des Animationsfilms "Der fantastische Mr. Fox". Familienpflichten hin oder her - Mr. Fox, der eigentlich zu alt für solchen Unfug ist, treibt es unwiderstehlich zum Hühnerstall.
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Doch er hat die Rechnung ohne die Geflügelbauern Grimm, Grob und Gräulich gemacht, die Mr. Fox und anderen Waldtieren das Fell über die Ohren ziehen wollen. Zum Glück ist Mr. Fox ein wirklich schlauer Fuchs. Das am 22. Mai anlaufende Trickfilmabenteuer basiert auf einem populären Kinderbuch des britischen Autors Roald Dahl, dessen abgründige Märchen schon viele Filmemacher beflügelt haben.

Nach der letzten Dahl-Verfilmung “Charlie und die Schokoladenfabrik” von Tim Burton nimmt sich nun Independent-Regisseur Wes Anderson seine Lieblingskindheitslektüre vor. Anderson hat sich durch ultravertrackte Familien-Tragikomödien wie “Die Royal Tenenbaums” und “Rushmore” in Arthouse-Kreisen Ruhm erworben. Mit einem coolen Mix aus Retro-Animation und lakonischen Charakteren drückt er der Geschichte seinen Stempel auf.

Er verzichtet auf die gängige Computeranimation und greift nostalgieselig auf Stop-Motion-Technik zurück, die etwa durch “Wallace & Gromit” wieder en vogue wurde. Dazu wurden in jahrelanger Kleinstarbeit circa 500 Puppenfiguren für 24 Bilder pro Sekunde bewegt. Kostümiert sind die Echtfell-Puppen im Stil der 60er; Herr Fuchs etwa trägt Cord, Tweed und gestreifte Pyjamas. Tüftelig ausgeführte Kulissen in Herbstfarben liefern originelle Hingucker. Auch der Soundtrack mit Ohrwürmern aus den 70ern beschert witzige Verfremdungseffekte.

Nebenbei erweist Anderson mit einer Miniaturnachbildung von Dahls Arbeitsstudio dem Schriftsteller eine detailverliebte Hommage. Und nicht nur Mr. Fox‘ Dandy-Anzüge sind an Andersons eigenem Kleiderstil orientiert. Anderson macht die Füchse zu Abbildern der Mittelklasse-Neurotiker seiner Realfilme. So ergänzt er Dahls Vorlage mit einem Vater-Sohn-Konflikt: Der wehleidige Ash fühlt sich von seinem Vater, der lieber den tollen Neffen Kristofferson zu seinen Ausflügen mitnimmt, vernachlässigt. Mr. Fox selbst ist, wie alle Väter im Anderson-Universum, ein ebenso wortgewandter wie selbstverliebter Filou.

Ursprünglich ein Meister-Hühnerdieb, hat er sich wegen seiner Frau zum Zeitungskolumnist gewandelt. Auf Dauer aber kann er das wilde Tier in sich nicht unterdrücken. Das wahre Leben im Falschen: Der Film ist eine Wundertüte voll ironischer Anspielungen auf Mensch, Tier und Popkultur. Anfangs ähneln die genialischen Raubzüge von Mr. Fox und seinem Oppossum-Kumpel den “Oceans 11”-Krimikomödien. Dann, als das fiese Bauern-Trio zurückschlägt, versammelt Mr. Fox mit einer heroischen Rede Dachse, Biber, Maulwürfe & Co. zum unterirdischen Befreiungsschlag.

Auch das Gezänk zwischen Mr. Fox und seiner Gattin (von Christian Berkel und Andrea Sawatzki synchronisiert), ist für einen Kinderfilm eigentlich zu “sophisticated”. So dürfte sich das kleine Publikum zwar an den putzigen Fellträgern und der windungsreichen Geschichte erfreuen. Adressiert scheint dieses kauzige Abenteuer aber vor allem an ein Insider-Publikum, das sich in Andersons zwischen Boheme- und Bürgertum schwankenden Milieu wohlfühlt. Und manchmal wirkt die stilbewusste Inszenierung wie Mr. Fox affektiert und selbstgefällig. Doch das sollte den Spaß an diesem ausgefuchsten Trickfilm nicht verderben.

http://www.derfantastischemisterfox.de/

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