Wenn Tone Fink mit dem Zug nach Vorarlberg fährt, kehrt er heim. Wenn er nach Wien zurückkehrt ebenfalls. Ich habe drei Heimaten, erklärt der Künstler, den Gürtel in Wien, das Bodensee-Atelier in Fußach und den Bregenzerwald. Bewegung ist beim Fink das halbe Leben. Drei Viertel seiner Zeit verbringt er in Wien, den Rest in Vorarlberg. Das hält wach. Es gibt Abstand, was ich in Wien fabriziert habe kann dann ruhen und umgekehrt, so Tone Fink zu seinem Nomadenleben.
Das neue Domizil in Fußach war einst eine kleine Stickerei und dient nun als Atelier. Das passt, betont Fink, durch meine Zusammenarbeit mit Josef Otten und meiner Kollektion `Artone` habe ich eine textile Ader. Tone Fink lässt sich gerne von der Natur inspirieren. Es gibt im Naturschutzgebiet Rheindelta ca. 350 Vogelarten, so Fink, jetzt ist ein neuer Vogel dazu gekommen, der Buchfink Tone. Dieser genieße nun den weiten Horizont. Und die neue Natur die er hier erlebe, spiele in sein kreatives Schaffen hinein, meint Fink. Auch das Atelier ist größer, höher, leichter als jenes in Schwarzach. Hier entstehen seine neuesten Werke, die so genannten bunten Kuhfladen, die plastisch und körperhaft auf den Betrachter wirken. Dabei handelt es sich um aus der Tube herausgedrückte, dickflüssige Farbklekse (kuhfladenhaft eben), zu deren Vollendung drei Arbeitsgänge notwendig sind. Durch rütteln und schütteln entstehen umfangreiche Farbteiche, die ich dann in eine Kreidestruktur einschichte. In einem weiteren Arbeitsgang werden die bunten Farbteiche geschliffen und somit wieder sichtbar gemacht, erläutert Fink. Wie schon frühere Arbeiten sind auch diese Bilder sehr skulptural. Die Buntheit grenzt schon fast ein bisschen an Kitsch, meint Tone Fink, es sind richtige Eyecatcher und sämtliche Liebhaber meiner Schwarz-Weiß-Zeichnungen werden irritiert sein. Seiner Meinung nach, müsse man sich selber frisch halten und könne nicht immer das gleiche machen. Hier sei eben die Farbe das Material, setzt Fink hinzu. Ich bin bekannt als Papiertiger und Reißwolf, verfinkt und zugeklebt. Viele glauben ich zeichne nicht mehr, das ist ein Irrtum, ich zeichne mehr denn je, denn das Zeichnen ist mein Urmedium. Das beweist der Künstler anhand von zwei Unikat-Büchern aus handgeschöpftem Papier, welche er von vorne bis hinten mit Originalzeichnungen ausgestattet hat. Die Werke sind vielseitig. Auf milde und sanfte, feinst gesponnene Linien, folgt wieder ein richtiger ´Klescher´. Unter dem Motto ´ich mach jetzt keine Kunst, ich plane nicht`, lasse ich es einfach laufen. In den Büchern geht es nicht um handwerkliches Können, sondern um Erfindungen und selbst geschaffene Empfindungen, sagt Tone Fink. es gibt kein klares Konzept, alles ist neu. Beim Bücherzeichnen schafft bei mir das Unbewusste viel mehr als das Bewusste. Ich spinne ein Netz, das gerade durch den Körper geht. Über den Kopf, das Herz, den Bauch – spontan und ohne bewussten Kunstmachwillen. Einfach s`rücho loh, je nach Tagesverfassung. Mein Stil ist die Summe der Einflüsse. Ausbrechen und hervor quellen in Lust und Qual ist Tone Finks Devise.
Zur Person
Am 1. Jänner 1944 in Schwarzenberg geboren
Beruf Künstler, Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Melcher und Prof. Weiler
Wohnorte: Wien, Fußach
Lebensmotto nach einem tibetanischem Sprichwort: T(J)ugendhaft zu handeln ist so schwer, wie einen Esel bergauf zu treiben; aber sich schändlich zu verhalten ist so leicht, wie einen Felsbrocken bergab zu rollen.
Quelle: Annemarie Kaufmann