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"Der Bauer als Millionär": Premiere in der Josefstadt

Die Premiere von "Der Bauer als Millionär" fand am Donnerstag statt.
Die Premiere von "Der Bauer als Millionär" fand am Donnerstag statt. ©APA/Herbert Neubauer
Die gestrige Premiere von "Der Bauer als Millionär" zeigte vor allem, das aus dem Wort "Geistreich" von Bühnenbildner Walter Vogelweider sehr viel gemacht werden kann.
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Was man alles mit dem Wort “Geisterreich” anfangen kann, zeigt Bühnenbildner Walter Vogelweider im Theater in der Josefstadt: In roter Neonschrift wird daraus mal “(sei) geistreich”, mal “reich”. Auch “See” oder “Geier” ist zu sehen, “Österreich” geht sich knapp nicht aus. Nicht ganz so originell ist Josef E. Köpplingers Inszenierung von “Der Bauer als Millionär”, die gestern Premiere hatte.

Premiere: Mehr routiniert als ambitioniert

Ferdinand Raimunds 1826 uraufgeführtes “Romantisches Original-Zaubermärchen mit Gesang” ist eine Herausforderung. Das Stück ist Bestandteil des Kanons österreichischer Dramatik mit einer langen Aufführungstradition. So ungebrochen aktuell die Botschaft (“Geld allein macht nicht glücklich”) ist, so unzeitgemäß wirkt ihre Verpackung. Köpplinger wählt einen Mittelweg: Anknüpfen an der Tradition, ansonsten vorsichtig modernisieren. Das Ergebnis sind zweieinhalb Stunden Unterhaltung, bei denen weniger hohe Kunst angestrebt als solides Handwerk ausgeübt wird.

Köpplinger setzt auf die Originalpartitur von Joseph Drechsler und lässt ein fünfköpfiges Bühnenorchester (Musikalische Leitung und Arrangements: Jürgen Goriup) aufspielen. Dieses sorgt gemeinsam mit der jungen Sopranistin Theresa Dax für einen Magic Moment, der alleine bereits lohnt: Ihr als von Fortunatus Wurzel Abschied nehmende Jugend gesungenes “Brüderlein fein” ist musikalisch auf höchstem Niveau, ihr ganzer Auftritt von anrührender Zartheit.

Josefstadt: Premiere von “Der Bauer als Millionär”

Da kann Michael Dangl als durch seinen plötzlichen Reichtum verdorbener Waldbauer gesanglich naturgemäß nicht mithalten. Nicht nur sein “Aschenlied” ist eine buchstäbliche Zitterpartie. Schauspielerisch legt er den ungehobelten Neureichen recht deftig an, bei der Darstellung seiner Gebrochenheit nach den Heimsuchungen der Geister findet er in Wolfgang Hübsch seinen Meister. Als energischer, stattlicher Herr tritt Hübsch auf und verwandelt sich ansatzlos in einen mümmelnden Greis, wenn es darum geht, Wurzel seine nahe Zukunft vor Augen zu führen – das gab großen Szenenapplaus.

Lisa-Carolin Nemec beeindruckt als schlichtes, liebenswertes Lottchen, um dessen Lebensglück drei Akte lang die guten und die bösen Geister ringen. Alexander Pschill als schwäbelnder Ajaxerle, Dominic Oley als erfolgsgewohnter Hass und Julia Stemberger als mütterliche Zufriedenheit stechen aus dem Geisterreigen hervor. Die Geister Inflation, Revolution und Börsencrash wurden dagegen an diesem, auf Vogelweiders praktikabler und glücklicherweise gar nicht detailverliebter Bühne abschnurrenden und insgesamt gefälligen Abend nicht angerufen. Auch die Gelbwesten sind in der Feenwelt noch nicht angekommen. Da konnte man am Ende getrost, beruhigt und lange Beifall spenden.

Weitere Aufführungen finden am 17., 27., 28. und 31. Dezember statt. Karten gibt es unter 01/42700-300 und unter www.josefstadt.org.

(APA/Red)

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