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Der Ablauf der Geiselnahme

Bewaffnete Tschetschenen haben am Mittwoch ein Musical-Theater in Moskau gestürmt und mehrere hundert Zuschauer in ihre Gewalt gebracht.

MITTWOCH:

Gegen 21.00 Uhr Ortszeit (19.00 Uhr MESZ) stürmen 40 bis 50 Männer und Frauen eine Musical-Vorstellung und bringen 500 bis tausend Zuschauer in ihre Gewalt. Sie sind mit Schnellfeuergewehren bewaffnet, verminen das Theater und drohen, das Gebäude in die Luft zu sprengen, sollten Sicherheitskräfte versuchen, es zu stürmen. Anführer ist laut der Website der tschetschenischen Rebellen Mowsar Barajew, ein Neffe des im vergangenen Jahr getöteten tschetschenischen Kriegsführers Arbi Barajew.

Gepanzerte Truppenfahrzeuge und ein Panzer beziehen Stellung vor dem Theater. Die Anti-Terror-Einheit Alfa rückt an. Das Rebellenkommando droht, für jeden getöteten Geiselnehmer zehn Menschen zu töten. Sie fordern Vertreter des Roten Kreuzes und der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen als Vermittler.

Laut Polizei werden 150 Menschen freigelassen, darunter Kinder, Georgier und andere Ausländer. Andere Quellen sprechen von weniger Freigelassen.

DONNERSTAG:

Um 00.30 Uhr (Ortszeit; 22.30 Uhr MESZ) telefoniert der tschetschenische Duma-Abgeordnete Aslanbek Aslachanow mit dem Anfürer. Die Geiselnehmer geben ihre Forderungen bekannt: Wenn die Armee nicht binnen einer Woche mit dem Rückzug aus Tschetschenien beginne, werde das Theater mit allen Geiseln gesprengt.

Präsident Wladimir Putin verbringt die Nacht im Kreml und wird auf dem Laufenden gehalten. Er sagt ein für Donnerstag geplantes Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in Berlin und einen Zwischenstopp in Lissabon ab. Später annulliert er seine Reise zum Asien-Pazifik-Gipfel in Mexiko.

Gegen 06.00 Uhr wird nach Angaben der Rebellen-Website ein Polizist erschossen, der sich dem Theatereingang näherte. Dies wird zunächst nicht offiziell bestätigt.

Um 09.10 Uhr ist im Theater eine leichte Explosion zu hören. Den Geiselnehmern zufolge handelt es sich um eine Granate.

Der Chef der Moskauer Niederlassung von Internationalen Komitee vom Roten Kreuz, Michel Minnig, geht ins Theater, wo die Geiselnehmer mit ihm verhandeln wollen. Die Nachrichtenagentur ITAR-TASS berichtet unter Berufung auf ein Mitglied des Krisenstabes, dass die Behörden in ständigem Kontakt mit den Geiselnehmern stehen.

Um 13.30 Uhr werden fünf Geiseln freigelassen, darunter ein Brite. Der Inlandsgeheimdienst FSB bestätigt Verhandlungen mit den Geiselnehmern.

14.00 Uhr: Putin macht „ausländische Terroristenzentren“ für die Geiselnahme verantwortlich.

Die Geiselnehmer trennen nach Rundfunkangaben Kinder von ihren Eltern. Die Gefangenen dürfen nicht mehr auf die Toilette gehen. Laut Interfax lehnen die Tschetschenen weitere Freilassungen ab.

18.00 Uhr: Laut FSB wurde am Mittwochabend eine etwa 20-jährige Frau erschossen.

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