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Den Präsidenten übers Internet wählen

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Feldversuch für Online-Wahl an WU Wien - parallel zur Bundespräsidenten-Wahl am 25. April - 90.000 WU-Studenten bei E-Voting-Test „stimmberechtigt“ - bisher wenig Erfolg für Internet-Wahlen.

Parallel zur Bundespräsidentenwahl am 25. April startet die Wiener Wirtschaftsuniversität einen groß angelegten Feldversuch in Sachen „E-Voting“. Teilnahmeberechtigt sind die 20.000 WU-Studenten. Ziel ist laut Projektleiter Alexander Prosser das Sammeln von Erfahrungen für „echte“ Internetwahlen. So sei bereits angedacht, bei den ÖH-Wahlen im kommenden Jahr eine Online-Stimmabgabe zu ermöglichen.

Der heute, Montag, an der WU anlaufende Feldversuch ist dagegen nur ein Testlauf, die abgegebenen Stimmen beeinflussen das Wahlergebnis natürlich nicht. Dabei wird nach Angaben des Wirtschaftsinformatikers Prosser ein Briefwahlsystem elektronisch simuliert. Wer teilnehmen möchte muss sich bis 22. April unter http:ÖÖwww.e-voting.at eine elektronische Wahlkarte bestellen. Vom 23. April 00.00 Uhr bis 25. April 17.00 Uhr kann diese Wahlkarte dann ebenfalls im Internet abgegeben werden. Mit diesem zweistufigen System ist laut Prosser garantiert, dass sich die Wahlberechtigten zwar einerseits persönlich identifizieren müssen, dass aber gleichzeitig bei der Stimmabgabe die Anonymität und damit das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt.

Manipulation muss unmöglich sein

Auch anderen möglichen Fehlerquellen baut das gemeinsam mit dem Computerkonzern IBM und der Zertifizierungsstelle A-Trust entwickelte System laut Prosser vor: Eine mögliche Manipulation des Wahlergebnisses durch Systemadministratoren werden durch die mehrfache Verschlüsselung der Wahlkarten verhindert. Manipulationen durch Viren am PC der Wahlberechtigten sollen im Endausbau des Systems dadurch hintangehalten werden, dass die entscheidenden Teile des Wahlprotokolls nicht am Privat-PC der Wähler sondern auf der manipulationssicheren Bankomatkarten-ähnlichen Chipkarte ablaufen. Da die entsprechende technische Infrastruktur aber derzeit noch nicht zur Verfügung steht, muss dieser Part zumindest bei der Testwahl im April noch entfallen.

Aber auch abgesehen davon wäre das Online-Wahlsystem nicht ohne weiteres einsetzbar, wie Patricia Heindl vom Institut für Verfassungs- und Verwaltungsrecht an der WU erklärt. Voraussetzung wäre eine Änderung des Wahlrechts. Denn, so Heindl: „Der absolute Schutz der geheimen Stimmabgabe ist nicht gegeben.“ Auch wenn dies technisch garantiert werden könne, seien in Österreich immer noch die persönliche Stimmabgabe in der Wahlzelle vorgeschrieben. Einzige Ausnahme sind Wahlkarten für Auslandsösterreicher. Auch die Briefwahl – das analoge Vorbild – für das nun getestete Online-Wahlsystem – ist in Österreich nicht zugelassen. Deshalb gehe es nun darum, Erfahrungen im Bereich E-Voting zu sammeln und möglicherweise erste Praxistests bei ÖH-Wahlen oder WK-Wahlen zu starten, so Heindl.

Bisher wenig Erfolg mit E-Voting

Europäische Staaten, die schon erste Versuche in Sachen E-Voting unternommen haben, wie Großbritannien und Irland, sind laut Prosser mittlerweile wieder etwas auf Distanz gegangen. Einziges ihm bekanntes Beispiel für eine erfolgreiche Online-Wahl in Europa ist laut Prosser eine Gemeinderatswahl im Schweizer Aniere bei Genf. Hier sei die Stimmabgabe mit Pin-Codes vergleichbar dem Online-Banking durchgeführt worden. Die Ergebnisse der Online-Wahl an der WU werden am 25. April kurz nach Wahlschluss veröffentlicht.

Redaktion: Bernhard Degen

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