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Demo: Studenten tanzten für eine bessere Uni

Der zweistündige Protestzug endete vorläufig vor der Uni mit einer Massen-Tanzeinlage.
Studenten-Demo in Wien

Die Protestaktionen der Studenten gegen die Zustände an den österreichischen Universitäten haben am Mittwoch ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. An einer Demonstration durch die Wiener Innenstadt beteiligten sich am Abend mehr als 10.000 Personen, die Veranstalter sprachen gar von 50.000. Jedenfalls war es der größte Protestzug dieser Art seit Einführung der Studiengebühren. Weiter besetzt bleibt der Audimax an der Uni Wien und auch in Linz, Graz und Salzburg sind mittlerweile Hörsäle von unzufriedenen Studenten “eingenommen” worden.

Zur Groß-Demo in Wien hatte unter anderem auch die Österreichische Hochschülerschaft aufgerufen, die sich bis dahin sehr zurückhaltend gezeigt hatte: “Die Studierenden haben genug”, verwiesen die ÖH-Vorsitzenden Sigi Maurer und Thomas Wallerberger auf “katastrophale Studienbedingungen, miserable Betreuungsverhältnisse und die andauernde Androhung von Zugangsbeschränkungen”. Die Audimax-Besetzer publizierten einen offenen Brief an die Regierung, in dem unter anderem eine Überarbeitung des Bachelor/Master-Systems und die Abschaffung der Studiengebühren für Nicht-EU-Bürger und Langzeitstudenten verlangt wurde.

Der Ärger bei der Studentschaft scheint jedenfalls tatsächlich recht groß zu sein. Die Polizei zählte rund 10.000 Teilnehmer beim Demonstrationszug, der unter anderem am Wissenschaftsministerium am Minoritenplatz vorbei führte. Die ÖH vermeldete 15.000 Kundgebungsteilnehmer, die Veranstalter sahen 50.000.

Wie bei Studentenprotesten üblich überboten sich die Teilnehmer mit mehr oder weniger originellen Transparenten. Zu lesen war alles mögliche von “Alles klar Herr Kommissar?” über “Kentucky fried Gio” bis zu “Spaghettibildung Bologna”. Wer nach dem zweistündigen Marsch durch das herbsttrübe Wien noch Energie verspürte, schwang dann vor der Haupt-Uni das Tanzbein. Der Weltrekord im Mambo-Tanzen sollte gebrochen werden – die studentische Antwort auf den Formationstanz-Weltrekordversuch des Militärkommandos Wien am vergangenen Wochenende.

Besetzt bleibt jedenfalls der Audimax. Die Organisatoren baten sogar darum, nach der Demo nicht mehr in den Haupthörsaal der Uni Wien hineinzuströmen, da der Raum ohnehin überfüllt sei. Nicht ganz so viele Studenten blockieren derzeit den Hörsaal 1 der Johannes Kepler-Universität in Linz. In der oberösterreichischen Hauptstadt verzichtete man sogar auf eine Demo, damit die etwa 20 Studenten den Raum besetzt halten könnten.

Neuerdings ist nun auch in Graz ein Hörsaal in Studentenhand, wenngleich mit Duldung der dortigen Technischen Universität. Am Donnerstag sollen in der steirischen Hauptstadt TU und Karl-Franzens-Universität gemeinsam demonstrieren. Schließlich ist noch der größte Hörsaal im Gebäude der Gesellschaftswissenschaften an der Uni Salzburg für unbestimmte Zeit besetzt. An einer Kundgebung nahmen am Mittwoch etwa 500 Studierende teil. Im bisher besetzungsfreien Innsbruck gehen die Studenten am Donnerstag auf die Straße.

Während die Grünen am Mittwoch die Studenten verteidigten und die Regierung in die Pflicht nahmen, gibt es von anderen Seiten durchaus Kritik am Vorgehen der “Besetzer”. So haben die Proteste für die AG-dominierte Hochschülerschaft der Montan-Uni Leoben ein “nicht mehr tragbares Maß” erreicht, die katholische Hochschuljugend warnte vor “utopischen Forderungen” und die freiheitlichen Studenten forderten die Räumung “des von lernfaulen Studenten besetzten” Audimax.

Nach dem Marschieren kommt jetzt das Verhandeln. Der scheidende Wissenschaftsminister Johannes Hahn wird am Donnerstag mit Vertretern der Hochschülerschaft zu Gesprächen zusammentreffen. Was er dort erzählen will, kann den Studenten-Vertretern freilich kaum schmecken. Hahn will nämlich über Zugangsbeschränkungen an den Unis sprechen.

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