Das Oberste Gericht hatte am Donnerstag entschieden, dass eine Mädchenschule orthodoxer Juden europäischer Abstammung (Aschkenasen) in der Siedlung Immanuel im Westjordanland die Töchter von Juden nahöstlicher oder nordafrikanischer Abstammung (Sepharden) aufnehmen müsse. Laut Behördenangaben hatten sich allein in Jerusalem 100.000 Menschen versammelt, in der Stadt Bnei Brak weitere 20.000. 10.000 Polizisten waren in erhöhter Alarmbereitschaft.
Sie seien keine Rassisten, aber gegen die Integration sephardischer Schülerinnen, weil deren Familien weniger strenggläubig seien, erklärten aschkenasische Eltern. Das höchste Gericht Israels hatte 43 Eltern zu zwei Wochen Haft verurteilt, weil sie ihre Töchter aus Protest gegen den gemeinsamen Unterricht nicht zur Schule schickten. Die Ultraorthodoxen sehen in der Gerichtsentscheidung eine Einmischung des Staates in religiöse Angelegenheiten.
Unterstützung bekamen sie von Sepharden: Ein Abgeordneter der konservativen Partei Shas kritisierte das Gerichtsurteil und die geplante Inhaftierung der Eltern als “unverhältnismäßig und etwas verwirrend”.
Ultraorthodoxe Juden, die zehn Prozent der Gesamtbevölkerung stellen, schicken ihre Kinder auf separate Schulen mit Schwerpunkt auf religiöser Bildung, die allerdings staatlich finanziert sind.
Als Aschkenasen (Ashkenazim – “Deutsche”) werden Juden aus Europa bezeichnet, unter denen Jiddisch verbreitet war. Die Bewegung der Chassiden (Chassidim – “Fromme”) hat unter den strenggläubigen Aschkenasen großen Einfluss. Die Sepharden (Sephardim – “Spanier”) stammen von Juden ab, die vor ihrer Vertreibung ab 1492 in Spanien und Portugal lebten.