AA

Dem Mai fehlt die Sonne

Schloss Schönbrunn spiegelt sich in einer Regenpfütze
Schloss Schönbrunn spiegelt sich in einer Regenpfütze ©APA
Von wegen Wonnemonat: Weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Sonnenstunden gab es im Mai 2010. Doch Wetterexperten sind sich sicher: Den kommenden Sommer darf man keinesfalls schon jetzt abschreiben.

Den Frühling haben viele Österreicher bereits abgeschrieben. Echte Pessimisten sehen sogar schon den Sommer “davonschwimmen”. Die Statistiken geben den Wetterkritikern aber nur ein wenig recht: Es ist bisher zu kühl und zu nass, allerdings gar nicht so viel mehr als sonst um diese Jahreszeit. Aber die Sonne fehlt, belegen die Annalen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Johanna Nikitsch von der ZAMG-Klimaabteilung hat den bisherigen Verlauf analysiert. “Es sollte nicht vergessen werden, dass wir in den letzten Jahren mit sommerlichem Maiwetter sehr verwöhnt wurden”, schickt sie voraus. “30 Grad und mehr sind im Mai Ausreißer nach oben, so wie zehn Grad ein Ausreißer nach unten sind. In den vergangenen zehn Jahren verlief der Mai mit Ausnahme von 2004 immer zu warm.”

Das herrschende Wetter finden viele Mitmenschen zunehmend unerträglich. Die Sonne fehlt ihnen, weiß die Expertin: Die schien bisher deutlich seltener als sonst um diese Jahreszeit. “Bis heute wurden großteils nicht einmal 50 Prozent der durchschnittlichen Sonnenstunden erreicht.” In Wien beispielsweise gab es mit 103,8 Stunden nur 44 Prozent der üblichen Menge, die Salzburger konnten sich gar nur 63,6 Stunden lang (33 Prozent) an Sonnenschein erfreuen.

“Zusätzlich liegt die Temperatur bis dato etwas unter dem vieljährigen Mittel”, erläuterte Nikitsch. “Da die Sonneneinstrahlung im Mai aber schon sehr stark ist, würden die Temperaturen bei vorhandener Sonne nicht als so kalt empfunden.”

Nicht geizig war der Mai hingegen mit Niederschlägen im Osten des Landes. Spitzenreiter im Vergleich zum vieljährigen Mittel des Erwartungswertes ist Poysdorf-Ost mit 273 Prozent, gefolgt von Hohenau/March mit 266 Prozent und die Wiener Innenstadt mit 257 Prozent der üblichen Niederschlagssumme. Der Hauptstädtevergleich: 213 Prozent der erwarteten Menge, insgesamt 130,9 Millimeter Regen, sind bisher an der Wiener Messstation Hohe Warte niedergegangen. In der Stadt Salzburg waren es nur 74 Prozent (86,1 Millimeter), in Innsbruck und Linz jeweils 85 Prozent (72,7 bzw. 60,3 Millimeter).

Bei den größten Niederschlagsmengen führt in der Mai-Statistik bisher ein Regenguss vom 5. des Monats in Bad Bleiberg mit 105,6 l/m2 – eine Menge, wie sie in Bad Bleiberg nur alle 50 Jahre vorkommt. Auch in Wien gab es einen Gewitterregen, wie er zum Glück nur alle 50 Jahre zu erwarten ist: Am 13. Mai wurden von der Station Wien Innere Stadt 63 l/m2 gemessen. Davon gingen 52 l/m2 innerhalb von nur 60 Minuten nieder, “ein Stundenwert, wie er in Wien nur alle 50 Jahre vorkommt”, sagte Nikitsch. Die Zehn-Minuten-Werte lagen bei beachtlichen 17 l/m2, was es in Wien auch nur alle 25 Jahre gibt. Da die Gewitterzelle nicht direkt über eine Messstation gezogen war, dürften die Niederschlagsmengen örtlich noch höher gewesen sein.

“Schuld” war jedenfalls nicht die isländische Aschenwolke, die sich laut der ZAMG-Klimatologin “nicht in klimaverändernden Höhen” bewegt. In der vergangenen, vielfach verregneten Woche hatte eine Omega-Wetterlage unser Land fest im Griff: So bezeichnet man eine sehr stabile Wetterlage, in der zwei Tiefdruck- ein Hochdruckgebiet blockieren. Über Österreich hing hartnäckig eines der beiden Tiefdruckgebiete. Den Dienstag, an dem teils heftige Schauer niedergingen, zeichnete hingegen eine labile Wetterlage aus.

Was sagt das alles über den ersehnten Sommer? Noch gar nichts, betonte Johanna Nikitsch: “Das war’s auf keinen Fall schon mit dem Sommer. Man sollte nicht von jetzt auf das Wetter in zwei Monaten schließen.” Bei vorsichtiger Betrachtung der Langzeitprognosen “schauen Juli und August überhaupt nicht so kühl aus”, die Zeichen stünden vielmehr in Richtung eines “eher warmen” Sommers.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Dem Mai fehlt die Sonne
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen