Am 1. Juli treten in Österreich viele Lockerungen in Kraft. Die FFP2-Maske wird in vielen Bereichen durch den herkömmlichen Mund-Nasen-Schutz ersetzt. Wo die 3G-Regel gilt, können getestete, genesene und geimpfte Gäste und Mitarbeiter überhaupt auf die Maske verzichten. Zudem öffnet die Nachtgastronomie. Die günstige epidemiologische Lage macht die Erleichterungen möglich: Die Sieben-Tages-Inzidenz, also die Ansteckungen pro 100.000 Einwohner und Woche, liegt bei 7,9.
Doch wie schnell sich die Lage ändern kann, zeigt der Blick in Länder wie Portugal, Großbritannien oder Russland. Dort ist die infektiösere Delta-Variante auf dem Vormarsch. Lockerungen wurden bereits aufgeschoben oder sogar Restriktionen wiedereingeführt.
Video: "Der Rest wird sich infizieren"
Frage der Zeit
Handelt Österreich mit den Lockerungen vor dem Hintergrund des Urlaubssommers fahrlässig? „Es ist wichtig, die epidemiologische Situation im Auge zu behalten und auf Sicht zu fahren“, sagt der Gesundheitsexperte Armin Fidler am Dienstag bei "Vorarlberg LIVE".
Dass Delta auch in Österreich die vorherrschende Variante werde, sei nur eine Frage der Zeit. Zuletzt waren bereits 28 Prozent aller Neuinfizierten davon betroffen. „Länder, in denen noch kein ausreichender Teil der Bevölkerung vollständig geimpft ist, können diese Entwicklung mit Maßnahmen hinauszögern.“ Damit ließe sich Zeit gewinnen, um Infektionen zu verhindern und Menschenleben zu retten. Die vollständige Impfung schütze gut vor Delta, erklärt Fidler – daran ändere auch das Beispiel Israel nichts. Dort gab es zuletzt Meldungen über vollständig Geimpfte, die sich angesteckt haben. „Entscheidend ist die Antikörperbildung. Manche Menschen bilden wenig und unzureichend Antikörper. Der Schutz ist zudem niemals hundertprozentig. Wir müssen im Blick behalten, um wie viele Fälle es sich in Israel überhaupt handelt, und ob die Betroffenen Symptome entwickeln.“
Aussage Drostens
Der Mediziner verweist auf eine Aussage des deutschen Virologen Christian Drosten, wonach mittelfristig jeder den Prozess einer Immunisierung durchlaufen werde – wer auf die Impfung verzichte, entscheide sich für eine Infektion. „Das sei allen Verweigerern und jenen, die auf den zweiten Impftermin verzichten, ins Stammbuch geschrieben.
(VOL.AT)