“Ich glaube, dass diese Nation eine Republik sein sollte”, sagte Gillard, die im Juni ihren Amtsvorgänger Kevin Rudd an der Spitze der australischen Labor-Partei abgelöst hatte. Der “angemessene Zeitpunkt” für eine Abkehr von der Monarchie wäre ihrer Ansicht nach das Ende der Regentschaft der Queen, die auch Staatsoberhaupt Australiens ist. Allerdings betonte Gillard, dass sie der Königin noch ein “langes und glückliches Leben” wünsche. Die Australier hätten eine “tiefe Zuneigung” gegenüber der 84-jähringen Elizabeth II.
Bei den Parlamentswahlen am Samstag tritt Gillard gegen den konservativen Herausforderer Tony Abbott an. Der in London geborene Abbott gilt als erklärter Gegner der Republik und führte in der Vergangenheit eine Bewegung zum Erhalt der konstitutionellen Monarchie an. Einer Abkehr von der Monarchie erteilte er am Dienstag erneut eine Absage. Er sei sich sicher, dass es “während unserer Lebenszeit keine bedeutende Veränderung geben wird”, sagte Abbott in der Hauptstadt Canberra.
Bei der Parlamentswahl am Samstag wird ein knappes Rennen zwischen Abbott und Gillard erwartet. Während Gillard im Wahlkampf vor allem Verbesserungen des Bildungs- und des Gesundheitssystems sowie einen Ausbau der Internetversorgung versprach, konnte Abbott zuletzt mit Forderungen nach einem verstärkten Kampf gegen illegale Einwanderer und einen Abbau der Staatsverschuldung punkten.
Die Abschaffung der Monarchie ist in Australien umstritten. Bereits 1999 gab es eine Volksbefragung zu dem Thema. Damals sprach sich eine Mehrheit für die Queen als Staatsoberhaupt aus. Auch in einer Umfrage zu Beginn des Jahres zeigte sich ein ähnliches Bild: 45 Prozent der Befragten waren dafür, dass Elizabeth II. Staatsoberhaupt bleiben soll, 43 Prozent lehnten dies ab. Als der britische Prinz William im Jänner zu Besuch nach Australien kam, schlugen dem 28-jährigen Enkel der Queen die Sympathien vieler Australier entgegen.