Der Tod eines Kunden hat die Wiener Polizei jetzt auf die Spur eines Dealers gebracht, der offenbar schon länger im Geschäft war. Am vergangenen Freitag klickten in der Leopoldstadt die Handschellen für Mike, der seit mindestens einem halben Jahr Suchtgiftkonsumenten mit Heroin und Kokain versorgt haben dürfte. Ausgangspunkt der Ermittlungen war die tödliche Opiat-Vergiftung eines Soldaten der Maria-Theresien-Kaserne, teilte Oberstleutnant Georg Rabensteiner vom Kriminalkommissariat West am Dienstag mit.
Der 1985 geborene Grundwehrdiener Martin F. war am 7. April bewusstlos mit dem Rettungshubschrauber ins Wilhelminenspital eingeliefert worden. Der Verdacht lautete auf Opiatintoxikation, die Überlebenschancen wurden als sehr gering eingestuft.
“Brauchst ah wos?”
Die Polizei begann mit den Ermittlungen, die zunächst zu einem Bekannten des Soldaten führten, der am 6. April ein SMS an den Grundwehrdiener mit dem Text Ich geh mir was besorgen, brauchst ah wos? geschickt hatte. Der Freund verwies die Beamten dann an Mike, bei dem er nach dem SMS-Wechsel am 6. April Kokain für sich selbst und Heroin für Martin F. besorgt hatte. Die Ermittler bekamen auch die Handynummer des mutmaßlichen Dealers. Der Soldat starb unterdessen am 8. April.
Nach mehreren Kontaktaufnahmen mit dem sehr vorsichtigen Mike wurden schließlich ein Treffen in der Leopoldstadt am 23. April vereinbart, bei dem die Fahnder selbst bei dem 18-Jährigen kaufen und ihn im Anschluss festnehmen wollten. Das gelang auch. Mike leugnete in den Einvernahmen zuerst, überhaupt zu wissen, was Suchtgift sei, wie Rabensteiner sagte.
Zehn Kunden riefen bei Überstellung an
Bei der Überstellung vom Festnahmeort bis ins Kriminalkommissariat West in Ottakring läutete zehn Mal das Telefon. Bei den Anrufern habe es sich vermutlich um Mikes Kunden gehandelt. Laut Rabensteiner ist der Festgenommene zudem einschlägig vorgemerkt. Eine weitere Kundin belastete den jungen Mann ebenfalls. An sie kamen die Ermittler über das Handy des Verdächtigen.
Unklar ist dem Oberstleutnant zufolge, ob die Vergiftung des Soldaten eine Überdosis war oder durch schlechten Stoff hervorgerufen wurde. Der toxikologische Befund steht noch aus. Die Ermittler wollen aber nicht ausschließen, dass Mike seine Ware mit gefährlichen Stoffen streckte. Der Bekannte des Grundwehrdieners – ausschließlich Kokain-Käufer bei dem 18-Jährigen – sagte aus, ihm selbst sei nach dem Konsum der Ware übel geworden.
Redaktion: Bernhard Degen