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Datenschutzgesetz - Kleinere Betriebe hinken bei Umsetzung hinterher

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Kleinere Betriebe hinken bei der Umsetzung der Datenschutzgesetze deutlich hinter mittleren und großen Betrieben hinterher. Während letztere mehrheitlich schon Maßnahmen gesetzt haben, sind 77 Prozent der Einpersonenunternehmen (EPUs) noch ohne nennenswerte Umsetzungsschritte.

Das geht aus seiner Umfrage der WKÖ-Sparte Information und Consulting (BSIC) unter rund 1.000 IT-Entscheidungsträgern hervor. Auch wenn der Umsetzungsprozess bei größeren Betrieben länger und komplexer sei, wäre es auch für Klein- und Mittelbetriebe schon an der Zeit, damit zu beginnen, sagte Spartenobmann Robert Bodenstein am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien. Denn die entsprechende EU-Datenschutzgrundverordnung und Datenschutzgesetz-Anpassung werde mit Ende Mai 2018 in Kraft treten. Betroffen davon sei jedes Unternehmen, das in irgendeiner Weise personenbezogene Daten verarbeite. “Es gibt kaum ein Unternehmen, dass ohne Digitalisierung existieren kann”, so Bodenstein.

40 Prozent haben sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt

60 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, bereits erste Umsetzungsschritte gesetzt zu haben, 40 Prozent haben also noch gar nicht damit begonnen. Die größten Probleme sehen die Befragten in der Komplexität des Themas sowie bei technischen Problemen. Häufig genannt wurden auch Zeitmangel, fehlende finanzielle Mittel und knappe Ressourcen sowie das Fehlen eines passenden Dienstleisters für die Umstellung. 30 Prozent gaben an, keine Probleme zu haben. Die Mehrheit von 60 Prozent geht davon aus, dass es durch das neue Gesetz zu Verbesserungen im Bereich Datenschutz kommen wird.

Die meisten Unternehmen würden Unterstützung im rechtlichen und technischen Bereich, etwa bei der Softwareanpassung, benötigen. Hilfestellungen bietet etwa die WKÖ und das Wirtschaftsministerium mit dem gemeinsamen “KMU-Digital”-Förderprogramm und zusätzlichen Informationsangeboten.

Sieben von zehn befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Digitalisierung zu Veränderungen in ihrem Betrieb führen wird. Es dürfte vor allem zu anderen Qualifikationsansprüchen an die Mitarbeiter (29 Prozent), einem stärkeren Einsatz von digitalen Technologien (27 Prozent), neuen Formen der Arbeit und anderen Arbeitszeitmodellen (26 Prozent) und Veränderungen im Produkt- und Serviceportfolio kommen (21 Prozent). 30 Prozent – davon 51 Prozent EPUs – gaben an, noch keine Veränderungen durch die Digitalisierung zu spüren.

Nicht abgefragt wurde, wie sich die Digitalisierung auf die Anzahl der Mitarbeiter auswirken könnte. “Das ist schwer abschätzbar. Es wird wohl zu größeren Verschiebungen kommen”, meinte Bodenstein. Er glaube aber nicht, dass es insgesamt weniger werden.

Zu wenig Geld für digitale Transformation?

Jeweils rund ein Drittel der Befragten befürchten, dass sie zu geringe finanzielle Mittel und zu wenig Know-how für die digitale Transformation haben. 29 Prozent fühlen sich zu wenig informiert, 21 Prozent beklagen eine fehlende Unternehmensstrategie dazu.

Mangelnde digitale Kompetenz bei Eigentümern und Aufsichtsräten von Unternehmen ortet auch eine ebenfalls heute vorgestellte Studie von WU-Assistenzprofessor Dieter Scharitzer vom Institut für Marketing Management. Er hat dazu unter anderem Aufsichtsräte und Top-Manager befragt.

90 Prozent der knapp 200 befragten Personen gehen davon aus, dass die Digitalisierung das Geschäftsmodell des Unternehmens verändern wird, 64 Prozent rechnen damit, dass sie in fünf Jahren ein digitales Unternehmen sind. Zu den größten Herausforderungen zählen sie neben dem größten Risiko – den geopolitischen Veränderungen – etwa auch den Datenschutz (Cyber Security) und den Investitionsbedarf in neue Technologien – etwa das Internet der Dinge (IoT).

Obwohl 98 Prozent der Befragten die digitale Kompetenz als relevant für den Unternehmenserfolg einschätzen, zeigt die Selbsteinschätzung von 43 Prozent auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent noch deutliches Aufholpotenzial. Am geringsten wird die digitale Kompetenz bei den Eigentümern und Aufsichtsräten eingeschätzt, das Top-Management liegt zumindest im Mittelfeld.

Mit den Datenschutzgesetzen zeigen sich die Befragten eher wenig vertraut. Organisatorische Maßnahmen zum Datenschutz seien noch zu wenige umgesetzt. “Nun geht es darum, dass das Thema Digitalisierung auch bei den Entscheidern, etwa über das Budget, ankommt”, so Scharitzer.

(APA)

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