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Das "Wunder von Portugal"

Als Portugal den Zuschlag für die Fußball-EM 2004 erhielt, rümpften Skeptiker die Nase. Das arme EU-Land sollte eine der größten Sportveranstaltungen auf die Beine stellen. Aber die Kritiker sollten nicht Recht behalten. | EM-Stadien

Portugal ist für das größte sportliche Ereignis in der Geschichte des Landes gewappnet. Danach hatte es zunächst nicht ausgesehen. Die Bauvorhaben drohten an Finanzquerelen zu scheitern. Die UEFA drohte damit, Portugal die EM zu entziehen, was Wirkung zeigte. Die Portugiesen legten sich mächtig ins Zeug und sorgten dafür, dass erstmals für eine EM zehn Stadien zur Verfügung stehen. Und eines ist schöner als das andere.

Das EM-Turnier von 12. Juni bis 4. Juli ist für Portugal ein Hoffnungsschimmer in einer Flut von Desastern, die zuletzt über das Land hereinbrachen. Prominente aus Politik und Gesellschaft sind in einen Pädophilie-Skandal verwickelt, die Wirtschaft befindet sich auf Talfahrt. Aber trotz aller Sparmaßnahmen hielt Lissabon am EM-Vorhaben eisern fest.

Dabei übertrafen die Kosten alle Erwartungen. Allein der Bau der Stadien verschlang 660 Millionen Euro, doppelt so viel wie geplant. Das „Estadio da Luz” in Lissabon sollte ursprünglich nur renoviert werden. Aber dann ließ man die einst größte Fußball-Arena in Europa doch abreißen. Nur die Statue des Idols Eusebio blieb stehen. In einem Wettlauf mit der Zeit entstand ein ultramodernes Stadion mit 65.000 Plätzen, das der Schauplatz des EM-Finales sein wird. „Die Arena ist das Kronjuwel der EM”, lobte UEFA-Inspekteur Ernie Walker die Bauherren. „Die Portugiesen haben ein echtes Wunder vollbracht.”

Aber auch die anderen Arenen zeigen Meisterleistungen portugiesischer Baukunst. Das neue „Estadio do Dragao” (Drachenstadion) des FC Porto, Schauplatz des Eröffnungsspiels, gilt als eines der schönsten in Europa. Das gewagteste und spektakulärste Bauwerk ist die Arena in der nordportugiesischen Stadt Braga. Das Stadion mit 30.000 Plätzen wurde in einen alten Granitsteinbruch am Hang eines Berges hineingebaut.

Eine andere Frage ist noch offen: Was soll Portugal mit all den schönen und großen Stadien anfangen, wenn die EM vorbei ist? Die Portugiesen sind zwar fußballbegeistert, aber die Ligaspiele schlecht besucht. Im Augenblick will sich allerdings niemand durch solche Probleme die Vorfreude auf die EM verderben lassen. Die Begeisterung ist so groß, dass zur Eröffnung des Stadions in der Algarve 18.000 Fans in die Arena strömten, obwohl dort kein Fußballspiel geboten wurde. Das Stadion in der Ferienregion in Südportugal stellt ein Kuriosum dar. Es ist eine „Niemands-Arena”, zwischen den Städten Faro und Loule gelegen. Das Stadion gehört zu keinem Verein, denn in der Gegend gibt es keinen Erstliga-Club.

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