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Das war die Wiener Oscar-Nacht

Wiener feierten trotz Enttäuschung über Hubert Saupers Abschneiden bis zum Morgengrauen im Metro Kino - "Darwin’s Nightmare" als Publikumsmagnet.

„Ja, so sind sie, die Amerikaner: erst links blinken, und dann rechts abbiegen.“ So brachte die Filmemacherin Andrea Dusl als Moderatorin der Wiener Oscar-Nacht im Metro-Kino das Ergebnis der 78. Academy Award-Verleihung auf den Punkt. Und: „Ich persönlich mag keine Pinguine.“ Die Wiener ließen sich allerdings von der Enttäuschung darüber, dass der für „Darwin’s Nightmare“ nominierte Österreicher Hubert Sauper sich im Renenn um den Dokumentarfilm-Oscar gegen „Die Reise der Pinguine“ geschlagen geben musste, nicht die Nacht verderben. Ein Großteil des recht jungen Publikums verfolgte auf der von Filmarchiv und Viennale veranstalteten Feier die Oscar-Gala gespannt bis zum Morgengrauen.

Viel Gäste, wenig Prominenz

Schon die 19 Uhr-Vorstellung von „Darwin’s Nightmare“ war fast ausverkauft, nach der Vorführung der ebenfalls Oscar-nominierten Streifen „Transamerica“ (ab 16.3. regulär im Kino) und „Good Night, and Good Luck“ war im Metro Kino auch das Foyer gerammelt voll, wo man die Live-Übertragung der Preisverleihung parallel zur Saal-Leinwand auf Video-Bildschirmen verfolgen konnte. Dort war auch das von der Bäckerei Ströck gespendete Büffet angerichtet, die Produktionsfirma coop99 kam für die Getränke auf. Die Prominenz im Publikum war rar, immerhin aber hatte sich Burgtheaterdirektor Klaus Bachler zu dem Event eingefunden.

Virgil Widrich berichtete zwischen zwei Filmvorführungen von seinen Erfahrungen bei der kuriosen, aber „eigentlich total langweiligen“ Oscar-Gala 2002, als er mit „Copy Shop“ für einen Kurzfilm-Oscar nominiert war. So erfuhren die mit Sauper mitfiebernden Zuschauer unter anderem, dass der Tiroler bei der Preisverleihung wahrscheinlich nicht nur vor Aufregung kalte Füße haben dürfte, sondern weil die Temperaturen im Kodak Theatre so stark heruntergefahren werden, dass nur ja niemand im Saal zu schwitzen anfängt. Während Antonin Svoboda und Martin Gschlacht Sauper nach Los Angeles begleitet hatten, um dort die coop99 zu vertreten, hielten ihre Kolleginnen Barbara Albert und Jessica Hausner im Metro Kino die Stellung.

Kurze Enttäuschung

Als kurz vor halb vier dann der Gewinner des Dokumentarfilm-Oscars verkündet wurde, hielten die Zuschauer zwar eine Schrecksekunde lang enttäuscht den Atem an. Doch als Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) eine mit Spritzkerzen und einer goldenen Oscar-Statue verzierte Schoko-Trüffeltorte auf die Bühne hievte und der Crew zur Nominierung gratulierte, die in jedem Fall ein großer Erfolg sei, war der Bann wieder gebrochen. Auch Barbara Albert, die das Backwerk von der Größe eines Mühlsteins anschnitt, empfand Saupers Abschneiden nicht als Misserfolg: „Es ist schon toll, nominiert zu sein.“

Enttäuschend sei lediglich, dass ausgerechnet der „schlechte und politisch bedenkliche“ Pinguin-Streifen ausgezeichnet wurde, meinte der Leiter des Wiener Filmfonds, Peter Zawrel, gegenüber der APA. „Ich sehe es als Bekenntnis der Academy zum Dokumentarfilm als Entertainment.“ Die Academy habe damit aus allen nominierten Dokumentationen die „harmloseste und feigste Wahl“ getroffen, kritisierte auch Viennale-Leiter Hans Hurch, der insgesamt resümierte: „Letztlich hat man sich heuer nach liberalen Nominierungen dann doch nicht getraut die entsprechenden Entscheidungen zu treffen.“

Bei uns gewinnen auch die Verlierer”

Gegen Ende der Veranstaltung verfolgte mancher Filmfan das Geschehen dann zwar schon im Halbschlaf, doch das Ausharren bis halb sieben Uhr in der Früh wurde belohnt. Bei der Preisverleihung für die rund 300 Teilnehmer an den Oscar-Wetten wurden Preise von Flugreisen nach Berlin bis zu einer von Jane Birkin signierten goldenen Viennale-Tasche verteilt. Auch wer keinen einzigen Treffer hatte, erhielt einen Trostpreis, denn „Bei uns gewinnen auch die Verlierer“, so Dusl, die schon zu Beginn betont hatte, es sei „wesentlich schwieriger für einen österreichischen Filmemacher, eine Oscar-Nominierung zu bekommen als für irgend einen Salzburger oder Tiroler eine Goldmedaille im Hanghinunterrutschen“.

Und irgendjemand trug an diesem Morgen auch in Wien einen Oscar nach Hause. Denn auf der Trüffeltorte klaffte zum Schluss nur mehr der Umriss des begehrten goldenen Ritters mit dem Schwert.

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