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Das verflixte 3. Jahr - Trailer und Kritik zum Film

Nicht im sprichwörtlichen siebenten Jahr, sondern bereits im dritten gehen Ehen in die Brüche. Das behauptet zumindest der nach seiner Scheidung desillusionierte Romantiker Marc Marronnier in "Das verflixte 3. Jahr". Alle Spielzeiten auf einen Blick

Mit der romantischen Komödie bringt der französische Bestsellerautor und Berufszyniker Frederic Beigbeder (“39,90”) erstmals einen seiner autobiografischen Romane selbst auf die Leinwand – und legt damit ein fahles, streckenweise prätentiöses Regiedebüt vor, das seinen Zusehern in drei Jahren wohl kaum noch in Erinnerung sein wird. Ab Freitag (20. Juli) im Kino.

Marc Marronnier (Gaspard Proust) lebt ein beneidenswertes Leben inklusive mondäner Pariser Wohnung, Model-Ehefrau und Jobs als Literaturkritiker und Szenekolumnist. Als seine Frau im dritten Ehejahr die Scheidung verlangt, geraten sein Leben und seine romantischen Idealvorstellungen ins Wanken. Ein unter Einfluss von Alkohol und Michel Legrand gescheiterter Selbstmordversuch bringt aber auch Produktives hervor: Um “der Monogamie die Maske zu entreißen”, schreibt Marc sein Pamphlet “Liebe währt drei Jahre”, das von der Verlegerin Francesca Vernesi (Valerie Lemercier) einige Zeit später unter einem Pseudonym veröffentlicht wird und zum Bestseller avanciert.

“Das verflixte 3. Jahr”: Beigbeder scheitert an eigenem Alter Ego

Zu dem Zeitpunkt hat Marc seine pessimistische Weltansicht aber bereits wieder über Bord geworfen, hat die hübsche Alice (Louise Bourgoin) doch mittlerweile seinen Avancen nachgegeben und für ihn ihren Ehemann, Marcs Cousin Antoine (Nicolas Bedos), verlassen. Als Alice jedoch erfährt, dass ihr angeblich hoffnungslos romantischer Freund hinter dem “sexistischsten Buch des Jahres” steckt, ist es mit der Zweisamkeit natürlich vorbei und die Spirale von Selbstmitleid, Verachtung und der Verteufelung der Liebe geht von vorne los.

“Eine ganze Männergeneration jammert über das Entmanntsein”, stellt Marcs Mutter (Anne Duperey) an einem Punkt des Films fest. Dass sich hinter der chauvinistischen Attitüde ein verkappter Romantiker verbirgt, macht den pausenlos schwafelnden Protagonisten Marc, gespielt von Stand-Up-Comedian Proust mit stets leidendem Blick, nicht minder nervtötend. Beigbeder lässt sein Alter Ego dabei frei nach seinem Idol Woody Allen direkt zum Publikum sprechen, um dann in ein Buddy-Movie abzudriften und Marc und seine Freunde über die mögliche Intimrasur vorbeigehender Passantinnen zu rätseln. Draufgänger Jean-Georges (Rapper Joeystarr) schießt den Vogel ab und konstatiert bei seinem vorhersehbaren Wechsel auf das andere Ufer “nicht schwul, sondern nur genervt von blöden Schlampen” zu sein.

Die Frauen im Film können dem nichts entgegensetzen, zu oberflächlich zeichnet Beigbeder die Rolle der problemlos untreuen Alice, die allein dank roter Lippen und wallender Mähne auffällt. Einzig Marcs Verlegerin bietet eine willkommene Erfrischung, macht die sich doch von Anfang an nichts aus seinen wirren Bekundungen und will nur ihre Quote an Erstautoren erfüllen. Diese Figur und schöne Einfälle wie ein plötzlich von Kaninchen bevölkertes Paris und eine sich im Stripclub vervielfachende Alice zeigen das Potenzial eines Films, der am Ende nicht mehr und nicht weniger als die langwierige, repetitive Dekonstruktion eines Machos zeigt.

Popliterat Beigbeder hat die Romanvorlage “Die Liebe währt drei Jahre” (1997) nach eigenen Angaben “in einer melancholischen und pessimistischen Phase nach meiner eigenen Scheidung geschrieben”. Wer sich nach dem Hollywoodesquen Happy End des Films fragt, ob der reale Mann hinter Marc Marronnier jemals über das verflixte dritte Jahr hinausgekommen ist, bekommt von Beigbeder eine wenig überraschende Antwort: “Nein, es ist mir nie gelungen, der schicksalhaft fallenden Axt nach drei Jahren auszuweichen.” Verwunderlich ist das nach Beobachtung seines Film-Alter-Egos nicht.

(APA)

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