Catherine Deneuve als Trophäe
Im französischen Original heißt der Streifen “Potiche”, was genau genommen eine große, unnütze Vase bezeichnet, im übertragenen Sinn aber ein hübsches Anhängsel zum Vorzeigen, eine Trophäe, ein Schmuckstück. Als Aufputz ohne eigenen Wert wird auch Suzanne von ihrem Mann Robert angesehen, einem Unternehmer, der seine Regenschirmfabrik ganz im patriarchalischen Stil führt (eine köstliche Karikatur: Fabrice Luchini), die Belegschaft ebenso kurz hält wie die eigene Familie und ganz klassisch mit der Sekretärin ein Verhältnis hat.
Die Arbeiter lassen sich das nicht mehr gefallen, drohen mit Streik. Der Patron erleidet eine Herzattacke und muss ins Spital. Wer verhandelt nun mit den Gewerkschaften, wer rettet den Familienbesitz? Der mehr künstlerisch als kämpferisch veranlagte Sohn kneift. Maman springt ein – und hat im kommunistischen Politiker Maurice Babin (ordentlich proletarisch und eindrucksvoll aus dem Leim gegangen: Gerard Depardieu) einen unerwarteten Verbündeten. In einer schreiend komischen Rückblende a la “Lady Chatterley” wird an eine kurze, wilde Affäre der beiden erinnert, die nun erneut ihre zarten Gefühle füreinander entdecken.
Vom Hausmütterchen zur Managerin
Aber Suzanne entdeckt noch viel mehr: die Lust an der Arbeit etwa, ihre Management-Fähigkeiten, ihr Führungs-Talent und ihre Gabe, Menschen von sich und ihren Zielen zu überzeugen. Die Arbeiterschaft gibt klein bei, die Regenschirme werden angesichts der neuen Design-Entwürfe des Sohnes zum trendigen Exportschlager – und der genesene Mann seinerseits zum “Potiche” ohne Macht und Einfluss.
Ozon hat schon in der Krimikomödie “8 femmes” (ebenfalls mit Deneuve) bewiesen, wie souverän er mit der leichten Muse umzugehen versteht. Und auch bei “Potiche”, dieser in den 70er Jahren spielenden Verfilmung einer älteren französischen Boulevardkomödie, vergisst er nie aufs Augenzwinkern, mischt in der Ausstattungsorgie soziologisches Interesse mit Retro-Chic und würzt mit einer Prise Musical. Schließlich setzt er noch eins drauf und macht aus der Powerfrau auch noch eine Politikerin. Dass sie dem kommunistischen Bürgermeister schließlich dank der mit unerschütterlichem, mütterlichen Optimismus vorgetragenen Allerwelts-Parole “Das Leben ist schön” die Wähler abspenstig macht, ist die böse, weil keineswegs unrealistische Schlusspointe des charmanten, höchst unterhaltsamen Films “Das Schmuckstück“. (APA/VOL-Redaktion)