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Das Paradies hat zu wenig Perspektiven

Es war wie der Auszug aus dem Paradies. Martin und Stefan Ulmer kehrten der Schweiz den Rücken, suchen in der großen, weiten Eishockeywelt neue Herausforderungen.

Stefan, Verteidiger und mit 17 Jahren der jüngere, wurde nach einem Probetraining von den Spokane Chiefs gedraftet. Für Stürmer Martin kam ein Übersee-Engagement zu spät: „Die Teams dort wählen gezielt aus und nehmen nur ganz junge Talente“, sagt Vater Arno, der seine Jungs seit den Bambinitagen bei ihren Eishockeyplänen unterstützt.

Der Schweizer Weg

Es war die große Ära der VEU Feldkirch, die bei den Ulmers das Eishockey-Feuer entfachte. Die ganze Familie pilgerte in die Vorarlberghalle. Martin erinnert sich an sein großes Idol Bengt-Ake Gustafsson. „Der war einfach genial.“ Vater Arno trainierte in Dornbirn die Bulldogs-Superminis und damit auch seine Söhne, man holte österreichische Meistertitel. Bis sich jenseits der Grenze Möglichkeiten ergaben. „Der Schweizer Weg war für uns interessanter“, begründet der Papa. „Weil das Eishockey dort einen höheren Stellenwert hat.“ Über den SC Rheintal gelang der Sprung nach Kloten, dann klopfte der Renomeéklub ZSC an. Martin schaffte es mit den Novizen und den Elite-Junioren viermal ins Finale, einmal wurde er Meister. Stefan folgte ebenfalls dem Ruf der Zürcher Vereine, beide sind gemäß Statuten „Eishockey-Schweizer“. Für Stefan liegt aktuell wieder ein Offert aus der Eidgenossenschaft vor. „Aber Kanada geht vor“, hat sich der bereits entschieden. „Dort zu spielen, das ist einfach das Größte“, schwärmt Stefan von den Möglichkeiten in Übersee. Bei Spokane, einem reinen Nachwuchsklub, arbeitet er unter Profibedingungen: „Zwei Stunden Schule am Vormittag, dann wartet der Kraftraum. Nach dem Mittagessen geht es aufs Eis, nach Hause komme ich erst am späten Nachmittag“, gibt er Auskunft über seinen Tagesplan. „Der Klub tut alles, um uns für die NHL vorzubereiten“, fühlt er sich rundum betreut. „Ich werde von meiner Gastfamilie sehr gut versorgt, habe ein eigenes Zimmer, bekomme Taschengeld.“ Das Einzige, das Stefan vermisst, ist die Ländle-Küche von Mutter Manuela. Hart ist die Eishockey-Schule unter Headcoach Bill Peters: „Da ist Zunder dahinter. Einen Fehler zu machen ist nicht schlimm. Aber er kann es nicht ausstehen, wenn man seine Korrekturen nicht befolgt.“

Blickpunkt Bundesliga

Auch Martin tauchte bei Salzburg richtig in das Profileben ein: „Das geht um acht Uhr früh los und endet nach dem Training spät abends.“ Der Start in Salzburg war nicht ganz einfach: „Ein Seitenband­riss hat mich sechs Wochen gekostet. Mittlerweile hat er ein knappes Dutzend Einsätze in der Einser-Herde der Bullen absolviert, im Nationalligateam gehört er zum Stamm. „Man hat mir zu verstehen gegeben, dass ich Perspektiven für die Bundesliga habe. Ich werde sie zu nützen versuchen.“

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