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Das Leben ist zu lang

Alles Traum? Dani Levy über die Lebensmitte-Krise: Tragikkomische Hommage an den US-Filmemacher Woody Allen.
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Alfi Seliger will eigentlich nur eines: Erfolg und seine Ruhe. Doch beides ist dem neurotischen Filmemacher nicht gegönnt. Zu allem Überdruss steht auch seine Ehe auf der Kippe, seine Kinder lachen über ihn und sein neues Filmprojekt will auch keiner haben. Was soll er da noch weiterleben? Aber selbst für einen Selbstmord ist Alfi (Markus Hering) zu tollpatschig. Als er nach einer großen Dosis Tabletten wieder zu sich kommt, entspinnt sich eine verrückte Geschichte. Ist das wirklich sein altes Leben, in dem er wieder aufgewacht ist? Oder ist alles nur ein Film, bei dem niemand anders als der Regisseur Dani Levy die Fäden zieht? Realität, Fantasie und Zeit fließen ineinander und sind selbst für die Zuschauer irgendwann nicht mehr auseinanderzuhalten.

Mit einem hochkarätigen Schauspielerensemble hat Levy seinen neuen Film besetzt, der ab Freitag in Österreich zu sehen ist. Meret Becker als Alfis entnervte Ehefrau, Veronica Ferres und Gottfried John als Filmschauspieler im Film, Udo Kier als Psychiater und daneben noch zahlreiche Kurzauftritte: Ben Becker, Michael “Bully” Herbig, Karoline Herfurth und viele mehr.

Die Anklänge an Woody Allen sind unübersehbar: Ein neurotisch-nervöser und tollpatschiger Hauptdarsteller mit dick umrandeter Brille, intellektuell und jüdischen Glaubens. Ein Psychiater, auf dessen Liege er sich regelmäßig Rat holt und eine hübsche Ehefrau. Ein bisschen “Stadtneurotiker”, ein bisschen “Manhattan”, mal Komödie, mal Groteske. Das Hauptanliegen von Alfi: Er will einen lustigen Film drehen über den Streit um die Mohammed-Karikaturen, “Mo-haha-mmed lacht sich tot”.

Die Meisterhaftigkeit, mit der Allen in vielen seiner Filme ein Feuerwerk an geistreichen, pointierten Witzen zündet, erreicht Levy allerdings nicht. Manche Scherze wirken bemüht, doch es gibt auch komische Szenen: Etwa wenn sich Seliger auf einer Filmparty zwischen die schicken Gäste drängt, sein Drehbuch aus einer Jutetasche zieht und es mit ernster Miene zu verkaufen versucht. Oder wenn seine Frau in ehrlicher Verzweiflung ausruft: “Ich brauche einen Mann und kein drittes Kind!”.

Anstrengend wird der Film vor allem gegen Ende. Immer wieder wechselt die Geschichte zwischen Realität und Traum und es wird nicht so ganz klar, was dieses Hin- und Herspringen zwischen den Ebenen bedeuten soll. Schließlich taucht noch Regisseur Levy selber auf, der seiner Figur Alfi Seliger sehr ähnlich ist und seinem Alter Ego Regieanweisungen gibt. Eine chaotische und bisweilen wenig überraschende Geschichte über einen Mann, der sich mit allen Mitteln gegen die berühmte Krise in der Lebensmitte stemmt und dabei an den Rand seines Verstandes gerät.

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