Bürgermeister Michael Häupl (S) befinde sich dabei in einer “komfortablen Situation”, analysierte Politikberater Thomas Hofer am Freitag im APA-Gespräch die Ausgangslage.
Allerdings: “Häupl hat die Wahl zwischen Pest und Cholera. Beiden Varianten haftet das Etikett der Wahlverlierer an.” Lachender Vierter: die FPÖ. Häupl könne den Preis für eine Koalition “sehr stark nach oben treiben”, weiß Hofer: “Jedoch muss er aufpassen, dass er seinen künftigen Koalitionspartner nicht bloßstellt, indem er ihm den Portiersposten im Rathaus gibt.” Gewiss sei: Zentrale Machtpositionen werde Häupl nicht abgeben. Schließlich habe er bereits angekündigt, die Absolute zurückerobern zu wollen. Grundsätzlich würden sowohl ÖVP als auch die Grünen “billige” Koalitionspartner abgeben. Die Gesprächsverweigerung mit der FPÖ sei logisch: Das würde 16 Jahre Michael Häupl an der Spitze der SPÖ “konterkarieren”.
Die FPÖ wisse sich – wie bereits im Wahlkampf – geschickt in Szene zu setzen: Strache inszeniere sich als Ausgegrenzter. “Schaut her, ich habe ein tolles Verhandlungsteam, aber niemand will mit mir reden”, lautet gemäß Hofer die Botschaft des blauen Parteichefs. Das Offert Straches, als Vizebürgermeister ins Rathaus einzuziehen, sei nichts anderes als ein “Scheinangebot” gewesen.
Wie der Fahrplan der Koalitionsgespräche aussieht, wird aber wohl erst nach der am Montag anstehenden Auszählung der restlichen Briefwahl-Stimmzettel fixiert. Große Veränderungen, also etwa an den Mehrheitsverhältnissen, sind nicht mehr zu erwarten, eine Mandatswanderung ist jedoch möglich. Die Grünen könnten das bei der ersten Briefstimmen-Auszählung am Dienstag gewonnene Mandat wieder verlieren. Wechseln könnte dies laut Prognosen zur ÖVP. Momentan sieht der Mandatsstand jedenfalls so aus: SPÖ 49, ÖVP 13, Grüne 11, FPÖ 27. Rund 45.000 Wahlkarten-Stimmzettel sind noch im Umlauf, wie viele davon abgesandt wurden, wird sich ebenfalls erst am Montag zeigen.