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Das kann der "Lebende Sarg" der Bestattung Wien

Die Bestattung Wien präsentierte am Freitag den "lebenden Sarg".
Die Bestattung Wien präsentierte am Freitag den "lebenden Sarg". ©Bestattung Wien/Harald Lachner
Die Bestattung Wien präsentierte den sogenannten "lebenden Sarg". Damit können Menschen, welche eine Feuerbestattung ablehnen, auch ohne Kremierung eine Naturbestattung in Anspruch nehmen.
"Lebender Sarg" der Bestattung Wien

Am Wiener Zentralfriedhof präsentierten die Bestattung Wien und die Wiener Friedhöfe am Freitag im Rahmen eines Medientermins eine "Weltneuheit": Ein "lebender" Sarg aus Pilzen ermöglicht jetzt Naturbestattungen ohne vorherige Verbrennung. Bis dato war dies nur für Urnen gestattet.

Das kann der "Lebende Sarg" der Bestattung Wien

Die Beisetzung kann in jedem Erdgrab oder dem neu geschaffenen, naturbelassenen Bereich des Friedhofs erfolgen - und hier leben derzeit vor allem Feldhamster, die keinesfalls vertrieben werden sollen. Die Idee zum Sargnovum hatte der 28-jährige Architekt und Erfinder Bob Hendrikx aus den Niederlanden. Es ginge ihm dabei darum, "in den Kreislauf des Lebens zurückzukehren", erläuterte er im APA-Gespräch. Und das "ohne die Umwelt mit Giftstoffen aus dem Körper und dem Sarg zu belasten". Für den Architekten und Biodesigner ist dies der "natürlichste Weg, begraben zu werden".

Das Material fühlt sich leicht, weich und warm an und schaut auf den ersten Blick aus wie Styropor. Die Erfindung zersetzt den Körper schneller und verwandelt ihn zu wertvollem Kompost. Beim Wachstumsprozess des Sargmaterials entsteht kein CO2, während der Kompostierung werden Giftstoffe neutralisiert und der Boden regeneriert.

"Lebender Sarg" soll aus heimischen Pilzen bestehen

Das geschieht aufgrund der Myzelien, dem unterirdischen Wurzelgeflecht von Pilzen. Dieses Netzwerk aus in Europa heimischen Pilzen wird direkt in einer geeigneten Passform in sieben Tagen ohne Einsatz von Wärme, Strom und Licht hergestellt und dann getrocknet, womit das Wachstum sozusagen unterbrochen wird. Kommt das Material mit Erde bzw. Wasser in Berührung, erfolgt eine Wiederbelebung. Der weiß-graue "Living Cocoon" (lebender Kokon) ist selbst federleicht, kann aber auch ein Gewicht von 200 Kilogramm tragen und löst sich gemeinsam mit seinem Inhalt in wenigen Monaten auf. Ausgekleidet ist er mit Moos - oder auf Wunsch mit Leinen.

Für Hendrikx sind Pilze die "größten Recycler der Natur". Mehrere Hundert seiner Särge sind in seiner Heimat bereits eingesetzt worden, auch er selbst sieht seine ewige Ruhestätte wie jene, die nun auch hier in Wien-Simmering möglich ist. Noch stellt er in den Niederlanden die in der Donaumetropole verwendeten Exemplare her, die 990 Euro kosten, in Zukunft soll aber jeweils im Verwendungsland produziert werden.

"Lebende Särge" sollen auch in Österreich künftig wachsen

"Wir sind stolz, diesen neuen Sarg exklusiv anbieten zu können", so Jürgen Sild, Geschäftsführer der Bestattung Wien. "Über Jahrhundert wurden Menschen vor allem im Holzsarg bestattet, für diese neue "ultimative Naturbestattung" müssten nun keine Bäume gefällt mehr werden. Da es auch eine geeignete Begräbnisstätte brauche, stellte die Geschäftsführerin der Friedhöfe Wien, Renate Niklas, gleichzeitig die neue Naturbestattungsgruppe vor. Hier kommen ausschließlich Bio-Särge und Urnen ohne Metalle oder Synthetik-Bestandteile zum Einsatz. Hier ist eine Trauerfeier dann auch unter freiem Himmel möglich.

Die Bestattung Wien vertreibt den Sarg des niederländischen Start-up-Herstellers Loop Biotech exklusiv, er kann nicht nur in speziellen Naturbestattungsanlagen eingesetzt werden, sondern auch für herkömmliche Erdbestattungen.

Die Bestattung Wien wurde im Jahr 1907 gegründet

Die 1907 gegründete Bestattung Wien ist das größte Bestattungsunternehmen Österreichs und eines der größten in Europa. Seit Bestehen des Unternehmens wurden rund zwei Millionen Beerdigungen und weltweite Überführungen organisiert. Derzeit werden jährlich rund 18.500 Bestattungsleistungen durchgeführt. Die Bestattung Wien führt siebzehn Kundenservicestellen in Wien.

(Red)

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