Das ist die Welt der Bestattungen
 
    Knapp 90.000 Personen sterben jedes Jahr in Österreich - und diese sollen würdig bestattet werden. Darum kümmern sich 503 Bestatter mit knapp 1.600 Beschäftigten - von der Beratung, über die Abholung der Leiche bis hin zu den Trauerrednern. Die Branche setzte im Vorjahr rund 285 Mio. Euro um. Im Schnitt sind es weniger als 3.300 Euro, die die Angehörigen an den Bestatter zahlen - ohne externe Kosten, etwa für die Kremation, die Aufbewahrung oder den Leichenschmaus.
Minus bei Betrieben
Wobei die Anzahl der Betriebe rückläufig ist, wie Bestatter und Bundesinnungsmeister Martin Dobretsberger im Gespräch mit der APA erklärte. Bei Mischbetrieben etwa mit Tischlereien rechne sich der Aufwand für die Bestattung oft nicht mehr: Dazu zählen etwa die permanente Erreichbarkeit oder die buchhalterische Übernahme von Mitarbeitern des einen Betriebes in die Bestattung. Hinzu kommen Teilzeitkräfte oder ehrenamtliche Mitarbeiter, die ihren Teil zur Bestattung beitragen. Der Bestatter muss zudem eine Reihe von Gesetzen und Vorschriften einhalten. Der Seuchenschutz ist wohl der wichtigste, aber nur einer von zahlreichen Punkten. "Bestatter ist wohl der einzige Beruf im Gesundheitswesen, der nicht über die Krankenkasse abgerechnet wird", merkte Dobretsberger dazu an. In Oberösterreich sind, so der Bundesinnungsmeister, etwa zwei Drittel der Betriebe nur nebenberuflich Bestatter. Daher sei es nicht verwunderlich, dass es hier zu einer Marktkonzentration komme.
Auch wenn die Rechnung des Bestatters im Schnitt vergleichsweise moderat ist, so ist die Preisspanne zwischen den Bestattungsmöglichkeiten enorm: Alleine für den Sarg werden - so die Angebote von Bestattern - zwischen 1.000 und 10.000 Euro fällig, eine Urne schlägt hingegen mit wohlfeilen 60 bis 200 Euro zu Buche. Für das Krematorium sind zwischen 150 und 600 Euro einzukalkulieren. Für die Trauerhalle können 150 oder knapp 900 Euro verrechnet werden, der Trauerredner verlangt zwischen 100 und 500 Euro. Aber auch beispielsweise die Überführung der Leiche, die Leichenbeschau, die Beisetzung und den Leichenschmaus gibt es nicht umsonst.
Nicht nur Erdbestattungen
Während für die Erdbestattung unter dem Strich mit 7.000 bis 9.000 Euro zu rechnen ist, geben die Angehörigen für die Feuerbestattung im Schnitt insgesamt rund 4.000 bis 6.000 Euro aus. Allerdings sind hier bereits sämtliche Kosten abgedeckt. Wobei es natürlich Spielraum nach oben gibt. Das betrifft den Sarg ebenso wie den Leichenschmaus oder die Art der Bestattung.
Denn die Zeiten, als die Bestatter lediglich klassische Erdbestattungen im Angebot hatten, sind - nicht zuletzt aus Kostengründen - längst vorbei. Vor allem im ländlichen Raum entscheiden sich immer mehr Personen für eine Feuerbestattung. "Wenn der ganze Ort sieht, dass eine Feuerbestattung feierlich ablaufen kann, entscheiden sich etliche auch dafür", so Dobretsberger. Die Standard-Feuerbestattung ist zum Beispiel bei der Bestattung Wien bereits ab rund 2.100 Euro erhältlich.
Die Kosten für die Kremation sind hier noch nicht eingerechnet. Wobei die Kosten für die Verbrennung in den 17 österreichischen Krematorien unterschiedlich sind - und die Preise auch davon abhängen, ob sie mit Gas oder Strom betrieben werden.
Bei den Diskont-Angeboten nehmen die Angehörigen die Urne mit nach Hause. Denn in den meisten Bundesländern darf sie daheim aufbewahrt werden, die entsprechende Genehmigung der Gemeinde, des Magistrats oder des Bürgermeisters vorausgesetzt. Nur in Kärnten hat die Urne in den eigenen vier Wänden keinen Platz.
Die Feuerbestattung ist aber auch die Voraussetzung für eine Reihe anderer Bestattungen, die für die Angehörigen ganz schön teuer kommen können. Dazu zählen etwa sogenannte "Naturbestattungen", deren Anteil jedoch nur im einstelligen Prozentbereich liegt.
Baum- und Flussbestattung
Als relativ günstig erweist sich noch die Baumbestattung. Dabei wird etwa die Urne an zugelassenen Plätzen bei einem Baum vergraben. Aber auch die See- bzw. die Flussbestattung ist eine Möglichkeit, die Leiche zu bestatten, ohne sich um die Grabstelle weiter kümmern zu müssen. In Österreich bieten sich einige Flussabschnitte der Donau an, wo die wasserlöslichen Urnen versenkt werden können. Wer will, kann die Trauerfeier auch mit einem Besuch in Bratislava verbinden: Kurz vor der slowakischen Hauptstadt können ebenfalls Urnen auf die Reise in Richtung Schwarzes Meer geschickt werden. Bereits um ein paar hundert Euro mehr als für eine Feuerbestattung wird die Flussbestattung angeboten - in der günstigsten Variante sind jedoch keine Trauernden bei der letzten Schifffahrt des Verstorbenen dabei.
Allerdings können Bestattungen, bei denen die Asche außerhalb von Friedhöfen beigesetzt oder verstreut wird, für die Umwelt problematisch werden, wie der Bundesinnungsmeister erklärt. Bei Temperaturen zwischen 700 und 1.100 Grad bilden sich Chrom(VI)-Verbindungen, die wasserlöslich sind und als überaus gesundheitsgefährdend gelten.
Saphir, Rubin, Diamant
Wem die Leiche lieb und teuer ist, der kann sie zu einem Saphir, Rubin oder gar Diamanten verarbeiten lassen. Da die Kosten dafür recht hoch sind, liegt der Anteil dieser Bestattungen im Promillebereich. So bietet etwa eine Bestattung diesen Service ab knapp 6.000 Euro an. Allerdings sind hier die Kosten für die Edelsteinherstellung noch nicht eingerechnet. Das Schweizer Unternehmen Algordanza macht aus Asche oder Haaren Diamanten. Um rund 3.500 Schweizer Franken (rund 3.800 Euro) wird ein Diamant mit 0,3 Karat hergestellt.
Rubine und Saphire werden vom österreichischen Unternehmen Mevisto hergestellt. Dazu braucht das oberösterreichische Unternehmen 50 Gramm - rund drei Esslöffel - Asche, wie eine Mitarbeiterin gegenüber der APA erklärte. Die Asche wird mit Aluminiumoxid sowie Eisen und Titan für einen Saphir oder mit Chrom für einen Rubin in einem Brennschmelzverfahren zu dem gewünschten Edelstein verarbeitet. Je nach Zusammensetzung der Asche ergibt sich ein individueller Farbton. Die Preise fangen hier für einen Halbkaräter bei 2.360 Euro an, für 12 Karat muss man mit 26.380 Euro rechnen. Die restliche Asche kann zuhause aufbewahrt oder beigesetzt werden - zum Beispiel für zehn Jahre kostenfrei auch beim "Stein der Ewigkeit" auf dem Friedhof in St. Martin in Linz.
(APA/Red)
 
                 
                 
                 
                 
                