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China will sich durch die Seidenstraße mit der Welt verbinden
China will sich durch die Seidenstraße mit der Welt verbinden ©AP

Das ist Chinas neue Seidenstraße

So kooperiert China im Rahmen des neuen Seidenstraßen-Projekts mit anderen Ländern. Dazu ein geschichtlicher Abriss zur alten Seidenstraße. 
Bundeskanzler Kurz fährt zum Forum Seidenstraße
ÖBB-Züge auf "Neuer Seidenstraße"

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) fliegt heute Mittwoch nach China, wo er am Freitag und Samstag am zweiten Forum Seidenstraße teilnimmt. Chinas Präsident Xi Jinping hat alle interessierten Länder zur Großkonferenz eingeladen und will nach jüngster Kritik in einigen Ländern an der Dominanz Chinas in dem weltweiten Investitionsprogramm für gute Stimmung sorgen. China drängt im Rahmen der “Neuen Seidenstraße” auf den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nach Europa und Afrika. Die Schaffung von Verbindungen am Land und zur See stehen im Mittelpunkt, sie sollen die Völker verbinden. Das Reich der Mitte knüpft dabei an eine über 2000 Jahre alte Tradition an. Schon 200 vor Christi Geburt machten sich Karawanen auf den langen Weg zum Mittelmeer.

Der neue Seidenstraßenfonds Chinas hat rund 50 Mrd. Euro zur Verfügung und investiert sein Geld in Beteiligungen. Nach Angaben der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua hat China bisher 171 Kooperationsvereinbarungen mit über 150 Staaten im Rahmen des Seidenstraßenprojekts unterzeichnet.

©Grafik – APA

Ausgewählte Seidenstraßen-Kooperationen:

Malaysia

Mit chinesischem Geld sollen chinesische Staatsfirmen eine Bahnverbindung um 20 Mrd. US-Dollar und zwei Pipelines im Wert von 2,3 Mrd. Dollar bauen. 2018 stoppte Malaysia die Vorhaben und warf China einen neuen Kolonialismus vor. Mitte April kündigte Malaysia aber an, doch mit chinesischem Geld eine abgespeckte Bahnverbindung um immer noch 10 Mrd. Dollar zu bauen. Im Gegenzug soll mehr Palmöl nach China geliefert werden.

Hafen von Piräus

Der Transportkonzern Cosco aus China hat schon 2008 51 Prozent des Containerhafens von Piräus für 40 Jahre gepachtet und 2016 einen Mehrheitsanteil an der griechischen Betreibergesellschaft PPA erworben. Hier soll der größte Containerhafen des Mittelmeeres entstehen. Investiert wurden 1,2 Mrd. Euro.

Balkan

Neubau der Eisenbahn zwischen Belgrad und Budapest mit einem Auftragswert von 3,7 Milliarden Euro.

Afrika

In Sambia, Äthiopien, Gabun, Kamerun und Ghana sind mit chinesischer Hilfe Staudämme entstanden. In Kenia, Nigeria, Äthiopien, Tansania, Angola und Marokko haben die Chinesen wichtige Bahnlinien und tausende Kilometer Straßen gebaut, Krankenhäuser und Regierungsgebäude errichtet. In Angola entsteht eine neue Stadt, die fast neun Quadratkilometer große Nova Cidade de Kilamba. In Südafrika will die Shanghai Zendai Group mit rund 8 Mrd. US-Dollar in der Nähe der Wirtschaftsmetropole Johannesburg ein “New York von Afrika” bauen. Seit 2017 unterhält China bereits seinen ersten Marinestützpunkt im Ausland in Dschibuti am Horn von Afrika.

Lateinamerika

China hat in den vergangenen Jahrzehnten Südamerika schon mehrere Milliarden Dollar geliehen. Venezuela erhielt 62 Milliarden Dollar (55 Milliarden Euro), Brasilien 42 Milliarden, Argentinien 18 Milliarden und Ecuador 17 Milliarden Dollar. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador erklärte kürzlich, sein Land erwäge auch, sich der Neuen Seidenstraße anzuschließen. Damit würde das Projekt bis an die Grenze der USA heranreichen. In der Karibik stimmte im vergangenen Mai Trinidad und Tobago einer Beteiligung zu. Im September wurde der Vertrag für den Bau eines Trockendocks an ein chinesisches Staatsunternehmen vergeben.

Die alte Seidenstraße – ein geschichtlicher Abriss

Vor 2000 Jahren dauerte die Reise hin und zurück mehrere Jahre, sodass nur wenige die ganze Tour machten. Wobei es nicht “eine Seidenstraße”, sondern ein Geflecht von Verkehrswegen gab. Ausgangspunkt der Handelswege war die Stadt Chang’an (heute Xi’an), Hauptstadt des Han-Imperiums. Von dort aus führte der Weg zwischen der Wüste Gobi und dem Hochland von Tibet, dann nördlich oder südlich der Wüste Takla-Makan nach Kaschgar, weiter über Samarkand und Teheran nach Aleppo. Die Hauptroute soll etwa 10.000 Kilometer lang gewesen sein. Die Händler machten deshalb meist nur Teilstrecken und tauschten unterwegs ihre Waren mit anderen Händlern aus. Der Begriff der “Seidenstraßen” wurde erst 1877 vom deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen geprägt.

China exportiere insbesondere Seide, die bis ins fünfte Jahrhundert nur dort hergestellt wurde. In der Gegenrichtung kamen Gold, Metalle und Edelsteine. Der Reichtum, den der Handel brachte, führte zu heftigen Kämpfen und forderte viele Opfer, sodass die Seidenstraße im Laufe der Jahrhunderte immer unsicherer wurde und an Bedeutung verlor – auch im Vergleich zum Seeweg. Ausgerechnet unter den Mongolen kam es im 13. Jahrhundert zu einer Wiederbelebung, weil sie für Sicherheit der Handelsleute sorgen konnten.

China lernte vom Westen, der Westen von China

Wobei die Verbindung zwischen China und Europa nicht nur für den Warenaustausch genutzt wurde. Das Wissen um die jeweiligen Religionen verbreitete sich hier, auch erfuhr der Westen wie Papier und Schwarzpulver hergestellt werden, China lernte Glas zu machen. Zugleich wurden auf den Handelswegen aber auch Krankheitserreger mittransportiert. So kam die Beulenpest nach Europa, die Mitte des 14. Jahrhunderts ein Viertel bis ein Drittel der europäischen Bevölkerung auslöschte.

In Europa richtig bekanntgeworden ist die Verbindung nach China über die Erzählungen Marco Polos. Der junge venezianische Kaufmann schilderte in leuchtenden Farben den langen Weg nach China und seine Erlebnisse in Peking am Hof des Herrschers Kublai Khan. Auch wenn es Zweifel daran gibt, ob er überhaupt in China war, seine Erzählungen haben den Handel zwischen den Kontinenten stark belebt.

(APA)

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