Ich habe einfach eine soziale Ader, bringt sie ihr Engagement auf den Punkt. Und die pulsiert kräftig. Seit langem schon steht Inge Sulzer an der Spitze des Familienbundes und seit kurzem ist sie auch Landesleiterin der Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen (KÖF).
Unermüdlich unterwegs
In dieser Funktion löste sie Liv Sprenger aus Bludenz ab, die in den ebenfalls 15 Jahren ihrer Tätigkeit rund 3000 Familien und Alleinstehende mit der enormen Summe von 1,1 Millionen Euro unterstützt hat. Nun will sich Liv Sprenger endlich mehr Zeit für die eigene Familie nehmen. Um die Weiterführung ihrer Arbeit ist der mittlerweile Siebzigjährigen nicht bange. Ich habe eine gute Nachfolgerin gefunden, streut sie Inge Sulzer schon Rosen. Wohl nicht zu Unrecht.
Wir treffen uns in der Redaktion. Inge Sulzer nützt die Zeit vor und nach dem Termin, um vier Hilfsansuchen zu sondieren. Ein aufwändiges Unterfangen. Denn jeder Fall wird genau geprüft. Jetzt habe ich ja wieder freie Kapazitäten, lacht Sulzer. Und den Mastertitel in der Tasche. In den letzten vier Jahren absolvierte sie nämlich nebenbei noch einen Lehrgang für Politische Bildung.
Zeit zum Reden
Doch nun hat soziales Engagement Vorrang. Rund zehn Anrufe bekommt Inge Sulzer täglich. Sie geht jedem nach. Die Leute sind so froh über die Hilfe, weiß sie aus langjähriger Erfahrung. Dabei geht es nicht immer nur um finanzielle Unterstützung. Oft reicht es schon, wenn man sich Zeit für ein Gespräch nimmt, sagt Sulzer. Besonders erschütternd ist für sie die neue Armut. Inge Sulzer erzählt von Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet, Kinder großgezogen, Verwandte gepflegt haben und nun mit einer Mindestpension dastehen, die hinten und vorne nicht reicht. Und sie erzählt von ganz Unverfrorenen, die ihre Schulden bezahlt haben wollten. Dafür sind wir nicht zuständig, sagt die 59-Jährige resolut.
Sie könnte ein Buch schreiben über das, was sie schon erlebt hat. Krankheit, Not, Elend, Lügen und Drohungen, alles war dabei, so Sulzer. Aber: Die schönen Ereignisse überwiegen glücklicherweise. Kraft für die oft schwierige Arbeit schöpft die zweifache Großmutter aus dem Wissen, dass ich nur helfen kann, wenn es mir gut geht.
ZUR PERSON
Inge Sulzer