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Das Gesundheitssystem im Land selber pflegebedürftig

AK Präsident Bernhard Heinzle: „Die Qualität hat aufgrund von Personalengpässen in den vergangenen Jahren markant abgenommen. Es braucht mehr Personal und kürzere Wartezeiten.“ (Foto: Dietmar Mathis)
AK Präsident Bernhard Heinzle: „Die Qualität hat aufgrund von Personalengpässen in den vergangenen Jahren markant abgenommen. Es braucht mehr Personal und kürzere Wartezeiten.“ (Foto: Dietmar Mathis)
Der Hilferuf aus Spitälern und aus der Pflege ist unüberhörbar. Er mischt sich in die wachsende Unzufriedenheit der Patientinnen und Patienten.

In der großen Gesundheitsumfrage der AK Vorarlberg zeichneten zuletzt mehr als 4000 Userinnen und User das Bild eines maroden Gesundheitssystems im Land. „Die Qualität hat wegen Personalengpässen markant abgenommen“, betont AK Präsident Bernhard Heinzle, „das kann so nicht weitergehen!“

Knapp 40 Prozent der Befragten sind mit der Gesundheitsversorgung wenig oder gar nicht zufrieden. 33,9 Prozent gaben an, dass sie mit den Pflegeeinrichtungen unzufrieden sind. Sie würden sich vor allem wünschen, dass

  • es schnellere Überweisungen bzw. Folgeuntersuchungen gibt (71,2 Prozent),
  • zusätzliche Ärztestellen eingerichtet werden (44,5 Prozent),
  • sich Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit zum Gespräch nehmen (37,2 Prozent),
  • eine bessere Gesundheitsvorsorge durch mehr Prävention gewährleistet wird (23 Prozent).

Vertrauen erschüttert

Nur 6,7 Prozent glauben, dass die Gesundheitsversorgung in Vorarlberg ihr Versprechen hält und alle Personen die gleiche Qualität und Leistung erhalten. Die übrigen mehr als 90 Prozent geben an, dass die Versorgung für gewisse Personengruppen besser ist und es denen leichter fällt, an Leistungen zu kommen.

Hätten die Befragten selber die Möglichkeit, im Gesundheitssystem sofort etwas zu verändern, würden sie mehrheitlich die Zweiklassenmedizin abschaffen, Personal aufstocken und Erleichterungen für Patientinnen und Patienten schaffen (kürzere Wartezeiten, usw.)

Intensivpatient ÖGK

Weiters halten es über 90 Prozent der Befragten für sinnvoll, dass entgegen der Reform hin zur großen ÖGK wieder mehr Handlungsspielraum und Gestaltungsmöglichkeiten im Gesundheitssystem auf Landesebene geschaffen werden. Zudem sind über 90 Prozent der Befragten dafür bzw. eher dafür, dass Primärversorgungszentren ausgeweitet werden.

Nettozahler stehen auf

Die AK Vorarlberg ist in dieser Hinsicht bereits aktiv. Schließlich werden die Abgänge der ÖGK bis 2027 rund 1,2 Milliarden Euro schwer sein. Finanziert wird dieses Rekorddefizit zum großen Teil von den Nettozahlern Salzburg (354 Millionen Euro), Tirol (400 Millionen) und Vorarlberg (65 Millionen). Diesem Treiben wollen die AK Präsidenten der drei Bundesländer – Peter Eder, Erwin Zangerl und Bernhard Heinzle – nicht länger zusehen. Sie fordern gemeinsam die Rückführung elementarer Kassen-Kompetenzen in die Länder und eine Stärkung der regionalen Gesundheitspolitik.

Zentrale Forderungen der AK

  • Rund 200 Pflegebetten im Land stehen leer. Der Grund: Es wird im Land zu wenig Pflegenachwuchs ausgebildet. Die künftige Ausbildungssituation, insbesondere im Gehobenen Dienst und in der Pflegefachassistenz, steht dem realen Bedarf an Pflegekräften diametral gegenüber. Deshalb fordert die AK: Entweder werden die erforderlichen Absolventenzahlen von Fachhochschulen und Pflegefachassistenz-Ausbildung erreicht, oder das bisherige Ausbildungsmodell „DGKP“ wird weitergeführt. 
  • Es muss alles dafür getan werden, bereits Ausgebildete im Pflegeberuf zu halten. Höhere Einkommen, bessere Pflegeschlüssel, Dienstplansicherheit, individuell angepasste Arbeitszeitmodelle, Stellen mit entsprechender Qualifikation besetzen und Weiterbildungen – all das würde die Arbeitsbedingungen verbessern. Zusätzlich sollte die Pflege zu Hause gestärkt werden durch den Ausbau der Mobilen Dienste und die Umsetzung des AK-Modell „Anstellung für Pflegende Angehörige“.
  • Mehr Stellen für Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner müssen geschaffen, außerdem die Stellen für Fachärztinnen und Fachärzte aufgestockt werden!
  • Mit dem Überschuss der ÖGK-Landesstelle Vorarlberg für 2023 könnten z. B.: 15 neue Vertragsarztstellen finanziert und die Mittel der ÖGK für einen Ausbau der Psychotherapie verdoppelt werden. Das Gesundheitsförderungsprojekt „Gesund aufwachsen in Vorarlberg“ ließe sich auf alle Vorarlberger Kindergärten und Volksschulen ausrollen.

Alle Detailergebnisse der großen AK Umfrage stehen auf unserer Website.

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