Für den Entwurf des Hauses ausschlaggebend war in erster Linie die unterschiedlichen örtlichen Qualitäten der steilen Hanglage. Talseitig nach Osten bietet das Grundstück einen herrlichen Blick über die Bregenzer Ache nach Bezau und dem dahinter aufragenden Bergpanorama. Nach Westen steigt das Gelände noch ein Stück weiter an und wird dann vom Waldrand räumlich abgeschlossen.
“Die Felsschlucht”
Das Einfamilienhaus ist auf zwei Ebenen organisiert. Im Erdgeschoss sind der ebenerdige Hauptzugang und die Kinderzimmer sowie das Büro untergebracht. Garage, Keller und Nebenräume sind hangseitig im Gelände eingegraben. In der Falllinie des Hanges führt eine lange schmale Stiege zwischen den Sichtbetonwänden ins Obergeschoss. “Die sogenannte Felsschlucht”, sagt Paul Steurer. Kochen, Essen und Wohnen sind als ein zusammenhängendes, großzügiges Raumgefüge angelegt. Gleichzeitig wird der Raum durch den Betonkern des Stiegenhauses in zwei unterschiedliche Zonen gegliedert. Raumhohe, außenflächenbündig in die Fassade sitzende Glasflächen vermitteln das ganze Jahr von morgens bis abends ein Gefühl vom “Wohnen im Freien”. Die zweiseitige schwellenlose Terrasse (Süden und Westen) erweitert den Wohnraum nach außen. Sie bietet durch den südseitigen Dachvorsprung je nach Jahreszeit und Sonnenstand kühlenden Schatten oder angenehmen Sonnenschein. Ein großzügiger Brunnentrog aus Sichtbeton wird beständig von einer nahen Quelle mit frischem Wasser gespeist. Durch die sensible Einbettung des Baukörpers in das natürlich gewachsene Gelände, konnte auf Stützmauern und ähnliche Behelfsinstrumente vollständig verzichtet werden. Am Ende der Terrasse kann man schwellenlos die angrenzende Bergwiese betreten. Ebenfalls im Obergeschoss, aber westseitig zum Hang orientiert sind das WC, Bad und Schlafzimmer untergebracht.
Von der Badewanne ins Grüne blicken
Fenster mit bewusst tief gehaltenen Parapeten geben einen direkten Blick von Bett und Badewanne zum angrenzenden Waldrand frei. Bad und Schlafzimmer hängen zwar durch die meist offen stehenden Schiebetüren auch mittelbar mit dem restlichen Wohnbe reich zusammen, die stark reduzierte Raumhöhe und ein konstrastierendes Materialkonzept bewirken aber eine sehr subtile und deutliche Zonierung. Während im Wohnbereich Sichtbeton dominiert, wurden die Wände und Decken hier glatt gespachtelt und weiß gestrichen. Auch das Beleuchtungskonzept ist hier ein völlig anderes, einzig der Bodenbelag ist ident. Das Raumzonen bezogene Materialkonzept ist auch außen ablesbar: Die Sichtbetonbauteile von Küche und Wohnzimmer werden außen von einer rostfarbenen, Metallfassade umhüllt. Die innen weiß gehaltenen Räume treten außen als anthrazit verputzer Körper in Erscheinung.
DATEN & FAKTEN
Einfamilienhaus Familie Steurer, 6870 Reuthe
Wohnfläche: 150 m2 & 30 m2 Büro
Grundstück: 760 m2
Architektur: Diplom-Architekt Paul Steurer, Platten 259, 6870 Reuthe
Baumeister: Moosbrugger Erich Bau-GmbH, Hof 364, 6866 Andelsbuch
Planung: August 2006 bis August 2007
Bauzeit: August 2007 bis August 2008
Energie: Erdwärmepumpe mit Fußbodenheizung
Konstruktion: Massivbauweise (Beton)