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Das Derby mit viel Emotionen

Die Trainer der Lustenauer ADEG-Erstligisten Eric Orie (FC) und Hansi Kleer (Austria) sind sich einig: Es wird ein spannendes Duell.

Noch nie gingen die beiden Lustenauer Traditionsvereine FC und Austria aus so einer prekären Ausgangslage in ein Oberhausderby: Gastgeber FC ziert das Tabellenende, Konkurrent Austria liegt auf Platz neun für die beiden Klubtrainer steht einiges auf dem Spiel. Zu Gast in den “VN” schildern Eric Orie und Hans Kleer ihre Gefühlslage vor dem 20. Gemeindeduell.

VN: Derbys haben einen eigenen Charakter, heißt es. Was ist der Unterschied zu einem „normalen” Meisterschaftsspiel?
Orie:
Schon allein die Nähe der beiden Klubs bringt eine besondere Brisanz mit sich. Ich glaube, man kann ein Lustenauer Derby nicht mit einem Wiener Derby vergleichen. In Lustenau kennen sich die Leute auf der Straße. Hier geht es um sehr viel Emotionen, um die Ehre und um Stolz.
Kleer: In einem Derby zählt nicht die Tabellensituation, sondern wer nach dem Spiel die Nummer eins ist. In so einem Spiel hat auch ein Außenseiter eine 50:50-Chance. Egal wie die Situation der Vereine ist, der Gewinner ist ein heimlicher Sieger.

VN: Wie bereiten Sie Ihre Teams auf ein Derby vor?
Orie:
Von der Trainingsmethode gibt es keine spezielle Vorbereitung. Allerdings ist das Derby bereits seit dem Auslaufen nach dem letzten Spiel gegen Grödig ein Thema bei uns. Unter den Spielern herrscht mehr Leben. Es ist einfach anders als vor einem normalen Meisterschaftsspiel. Kleer: Es gibt keine gravierende Änderungen. Das hieße ja, man nimmt die anderen Gegner nicht ernst (lacht). Ich glaube, jedem Spieler ist bewusst, was ein Derby bedeutet. Von der Motivation her ist es eines der leichtesten Spiele in der Meisterschaft.

VN: Was dürfen sich die Fans vom 20. Lustenauer Duell erwarten?
Orie:
Die letzten Derbys waren vom spielerischen Niveau nicht immer die besten. Was aber immer gestimmt hat, war der Einsatz der Spieler. Mein Team wird auch diesmal alles versuchen, um den Ansprüchen seiner Fans gerecht zu werden.
Kleer: Die Fans dürfen sich auf ein Spiel freuen, in dem beide Mannschaften unbedingt siegen wollen. Wir bereiten uns optimal auf das Spiel vor, und die Austria-Fans dürfen sich auf eine topmotivierte Mannschaft freuen.

VN: Gibt es einen Wunsch an die Fans, den ihr weitergeben wollt?
Orie:
Wir hatten nie die Fankultur wie zum Beispiel die Austria. In den letzten fünf Jahren hat sich diesbezüglich aber bei uns viel bewegt. Es macht mich stolz, wenn die FC-Fans jetzt auch bei Auswärtsspielen dabei sind. Das wissen die Mannschaft und ich zu schätzen. Mit einer guten Leistung im Derby wollen wir da etwas zurückgeben.
Kleer: Die Austria ist bekannt für die besten Fans. Wir haben in dieser Saison nicht oft geglänzt, trotzdem sind sie hinter uns gestanden. Es gab wenig kritische Aktionen. Die Fans haben realisiert, dass das Team alles gibt. Ich hoffe beim Derby auf zahlreiche Unterstützung.

VN: Gibt es in Ihrer Mannschaft Spieler, die man als Derbyspezialisten bezeichnen kann?
Orie:
Auch bei uns ist es für viele das erste Derby. Aber auf Spieler wie Cengiz, Rödl, Hagspiel oder Eisele ist in solchen Spielen Verlass.
Kleer: Ich glaube, die Erfahrung in so einem Spiel ist enorm wichtig. Harry (Anm. d.Red.: Harald Dürr) hat schon 13 Derbys gespielt, ihm muss man nicht sagen, wie er sich zu verhalten hat. Für viele Spieler ist das Derby Neuland. Aber Neues kann auch motivierend sein. Mit Thiago hat uns aber ein absoluter Derbyspezialist verlassen.

VN: Die Kritik an den Lustenauer Trainern war nach dem schlechten Saisonstart nicht zu überhören. Wie gingen Sie damit um?
Orie:
Auch an mir geht Kritik nicht spurlos vorbei. Wenn man über einen längeren Zeitraum nicht gewinnt, ist Kritik auch berechtigt. Ich habe über 100 Spiele in der Zweiten Liga gemacht und glaube zu Wissen, dass sehr viele Faktoren für den Erfolg bzw. Misserfolg entscheidend sind. Man darf den Überblick nie verlieren, da der Fußball sehr emotional ist. Ein Trainer sollte seiner Linie treu bleiben, oft bekommt er die Zeit dazu nicht.
Kleer: Natürlich geht Kritik nicht spurlos an einem vorbei. Aber auch wir sind nur Menschen. Oft hat man als Trainer nicht die Zeit, um zu erkunden, warum der Erfolg ausbleibt. Für Außenstehende zählt nur das Ergebnis. Es interessiert keinen, wie viele neue Spieler gekommen sind oder wie man trainiert. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man auch in schweren Zeiten seine Philosophie nicht aus den Augen verliert. Vor zehn Runden waren wir noch Letzter, mal schauen, wo wir nach diesen zwei Spielen stehen.

VN: Habt ihr euch mit dem Thema Abstieg schon einmal beschäftigt?
Orie:
Über den Abstieg zu sprechen, ist viel zu früh. Das können Sie mich fünf Runden vor Meisterschaftsende fragen. Der Abstieg ist beim FC Lustenau kein Thema. Ich glaube an meine Arbeit und bin ein Kämpfer.
Kleer: Ich habe mich nie mit dem Abstieg beschäftigt. Die Art und Weise, wie wir bei unseren Niederlagen gespielt haben, stimmte mich immer zuversichtlich. Die letzten beiden Siege haben dies bestätigt.

VN: Sind die Erwartungen in Lustenau zu hoch?
Orie:
Auch beim FC Lusten­au ist man verwöhnt. Nach unseren Erfolgen in der Regionalliga sowie den Rängen vier und fünf in der Ersten Liga haben wir uns die Latte selbst hoch gelegt. Daher ist es für viele schwer, die jetztige Situation einzuschätzen. Ich selbst bin auch nicht zufrieden, wo wir stehen. Dabei ist ein Mittelfeldplatz durchaus möglich. Erste Priorität ist aber ein Nichtabstiegsplatz. Ich glaube, unsere Fans leben mit uns mit und können das gut einschätzen.
Kleer: Die Austria hat jahrelang um den Meistertitel gespielt. Da ist die Erwartungshaltung natürlich hoch. Unter diesen Voraussetzungen wie heuer, waren die Aufstiegschancen von Beginn an gering. Es gibt einfach Mannschaften in der Liga, die klar über uns stehen. Wir haben uns selbst Erwartungen gesetzt. Und diese liegen zwischen Platz drei und fünf.

VN: Wird man sich im Winter auf dem Transfermarkt nach möglichen Verstärkungen umschauen? Orie: Wir wollen diese zwei Spiele 120 Prozent geben. Ich glaube, dass danach bei der Austria Hubert Nagel und bei uns Dieter Sperger die Richtung vorgeben.
Kleer: Es ist noch zu früh, um über solche Sachen zu sprechen. Wir werden die zwei Spiele noch abwarten und dann zuerst intern darüber diskutieren.

 

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