Um den aktuellen geopolitischen Krisen und Herausforderungen zu begegnen, fordern 90 Prozent der Europäer (83 Prozent der Österreicher) die Europäische Union auf, geschlossener aufzutreten. In der am Mittwoch veröffentlichten neuen Eurobarometer-Umfrage sagen zudem 77 Prozent der EU-weit Befragten (65 Prozent in Österreich), die EU brauche dafür mehr Geld. In Österreich sind trotzdem nur ein Drittel von neuen EU-Einnahmequellen überzeugt.
Ein weiteres Drittel ist "eher dafür". Europaweit ist etwas mehr als die Hälfte "voll und ganz dafür", dass die EU mehr neue Einnahmequellen (Eigenmittel) erhält, etwa auf Grundlage von Treibhausgasemissionen oder Unternehmensgewinnen. Die Diskussion um diese nimmt gerade wieder Fahrt auf, da die EU-Kommission in ihrem Vorschlag zur Finanzierung des nächsten mehrjährigen EU-Haushalts in Höhe von zwei Billionen Euro neue Eigenmittel in Form von Steuern plant. Österreich ist hier traditionell skeptisch.

EU-Förderungen müssen stärker mit der Rechtsstaatlichkeit verknüpft werden
Nur ein Viertel der europäischen und ein Fünftel der österreichischen Umfrageteilnehmer ist "auf jeden Fall" dafür, dass immer mehr Projekte von der EU als Ganzes statt von den einzelnen Mitgliedstaaten finanziert werden. Rund die Hälfte meint hierzu "wahrscheinlich". Der Budget-Vorschlag sieht auch vor, die Vergabe von EU-Geldern stärker an das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit zu knüpfen. Dem stimmen in der EU und in Österreich rund 45 Prozent zu.
68 Prozent der Europäer, aber nur etwas mehr als die Hälfte der Österreicher, wollen, dass die EU in Zukunft eine stärkere Rolle beim Schutz der europäischen Bürger vor globalen Krisen und Gefahren für die Sicherheit spielt. Auf Platz eins der Bereiche, auf die sich die EU dabei konzentrieren sollte, steht europaweit Verteidigung und Sicherheit (37 Prozent), gefolgt von Wettbewerbsfähigkeit, Wirtschaft und Industrie (32 Prozent). Danach folgt die sichere Energieversorgung mit 27 Prozent. In Österreich sind die Plätze eins und zwei mit 32 Prozent für mehr Wettbewerbsfähigkeit und 30 Prozent für Verteidigung vertauscht.

Österreicher bleibt "EU-skeptisch"
Während 73 Prozent der EU-weit Befragten überzeugt sind, dass ihr Heimatland durch die Mitgliedschaft in der EU Vorteile hat, sind es in Österreich nur 60 Prozent. In Österreich sind das fünf Prozentpunkte weniger als bei der letzten Umfrage vor einem halben Jahr. Rund die Hälfte der in der EU lebenden Befragten, aber nur 38 Prozent der in Österreich lebenden Befragten, haben ein positives Bild von der EU. Ebenso viele denken, dass sich die EU „in die richtige Richtung” entwickelt – das sind fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung.
Als wichtigste Themen, die das EU-Parlament angehen sollte, werden weiterhin die Inflation und steigende Preise genannt (41 bzw. 42 Prozent in der EU bzw. Österreich). Danach folgen für jeweils 34 Prozent der Befragten EU-weit die Themen Sicherheit und Verteidigung, in Österreich hingegen Migration und Asyl. Die Förderung der Wirtschaft und der Kampf gegen Armut sind weitere Prioritäten für die Menschen.
Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Verian zwischen dem 5. und dem 29. Mai 2025 in allen 27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Sie erfolgte in Form von persönlichen und Video-Interviews. Insgesamt wurden 26.410 Interviews durchgeführt und die EU-Ergebnisse entsprechend der Bevölkerungsgröße jedes Landes gewichtet. In Österreich wurden 1.003 Menschen befragt.
(VOL.AT)